| WORTHÜLSEN |

«Hast du heute schon die Tagespresse konsumiert!» rufe ich dem Hund beim Vorbeigehen an seiner Oase zu. «Jep!» ist die knappe Antwort des Hundes. «Okey, ausnahmsweise auch mal nicht nur 20 Minuten und die anderen Online Portale?» hake ich nach. «Auf was will der Herr Besserwisser hinaus!» knirscht der Hund zurück. «In der Regionalen Tageszeitung hatte es heute einen wirklich coolen Beitrag über unseren floskelhaften Sprachalltag.» gebe ich dem Hund zur Antwort. «Nein, den habe ich wohl übersehen!» ist die zögerliche Antwort des Hundes. «Übersehen!» prustet es aus mir heraus. Bevor der Hund etwas entgegnen kann, ergänze ich. «Gib einfach zu, dass du auch heute Morgen dich nur auf den Online Nachrichten Portalen über das Geschehen auf dieser Erde informiert hast!» rufe ich dem Hund zu während ich weiter meine Utensilien für den Tag zusammenkrame.

«Komm auf den Punkt Mensch! Lass dir aber von deinem weisen, weit bereisten Begleiter noch sagen, das Zürcher Oberland ist nun definitiv nicht die grosse weite Welt!» sagt der Hund und kann sich sein breitestes, mitleidiges Schmunzeln nicht verkneifen. «Mag sein, aber auch in dieser für dich verlassenen Provinz gibt es ganz interessante Menschen mit dem Blick für die Weite.» kontere ich. «Wie erwähnt, wäre der Hund dankbar, wenn der Mensch nun auf den Punkt kommen könnte. Dieses Geschwafel am Morgen ist wahnsinnig anstrengend!» knirscht der Hund mich an.

«Also mein treuer Begleiter, in diesem Blogbeitrag ging es darum, dass wir in unserem alltäglichen Gerede oft sogenannte Worthülsen verwenden. Nur um nett, anständig oder höfflich zu wirken.» beginne ich dem Hund das Gelesene zu erläutern. «Hätte der Mensch hierzu auch gerade ein Beispiel?» will der Hund wissen. «Aber natürlich Vierbeiner. Wie oft sagen wir zu jemandem «en Gruess…». Ich stimme mit der Autorin überein, eigentlich könnte ich in den meisten Fällen gleich NEIN sagen. Denn ich habe es meistens nicht ausgerichtet, weil ich es vergessen habe. Müsste ich mich bei allen entschuldigen, ich wäre wohl bis zu meiner Pensionierung ausgelastet!» sage ich zum Hund und mache eine Pause.

«Bist du nun gerade am Überlegen ob du mir allenfalls noch gerade einen Gruss ausrichten müsstest?» flappst der Hund mir zu. «In der Tat, mein treuer Begleiter!» entgegne ich schmunzelnd. «Lass es bleiben Mensch, bei deinem kleinen Hirn ist es eh chancenlos!» entgegnet der Hund und grinst mich herausfordern an.

«Mal nicht frech werden Vierbeiner. Komm nun, wir müssen los. Es steht uns ein intensiver Arbeitstag bevor. Denn wie dir ja sicherlich bekannt ist, beginnt in Kürze die Sommerferienzeit. Da wollen alle noch Ihre Pendenzen abarbeiten.» fordere ich den Hund zum Gehen auf.

«Komme gleich!» höre ich den Hund ab seiner Oase rufen. «Ach Hund, wie ich höre, ist es auch bei deiner Spezies nicht besser mit den Worthülsen!» rufe ich dem Hund zurück. «Äh, was meint der Mensch genau?» höre ich den Hund sagen. «Komme gleich…! Das heisst in etwa dasselbe wie lasse mich in Ruhe oder ja ja, nur nicht stressen. Ich komme dann schon, wenn es mir passt… also auch einfach eine leichte über die Lippen gehuschte Worthülse.» erläutere ich dem Hund meine Sicht der Dinge.

Der Hund muss lachen und sagt. «Oh ja Mensch, da hast du recht. In Tat und Wahrheit habe ich wirklich keine Lust dich zur Arbeit zu begleiten. Würde viel lieber in meiner Oase den herrlichen Klängen meiner grandiosen Mixtapes lauschen.»

«Ich würde heute Abend nach der Arbeit auch lieber in einem Biergarten das herrliche Wetter und einen wohltemperierten Gerstensaft geniessen, anstatt für meinen Vierbeiner einen gefühlten Sattelschlepper voll Kirschstängeli Schachteln zu besorgen! Nein nein, da kannst du schön mitkommen und helfen zu schleppen!» knirsche ich den Hund an.

Der Hund trottet etwas lustlos in meine Richtung und wir nehmen endlich den Arbeitsweg unter die Füsse. Nach einer Weile, in welcher wir wortlos neben einander her trotten, sage ich plötzlich zum Hund. «Ach herrje Vierbeiner, wir müssen wohl den Wocheneinkauf vertagen. Wir sollten dringend noch die letzte Geschichte vor der Sommerpause verfassen.» «Wenn der Mensch WIR sagt, weiss der Hund, eigentlich meint der Mensch mich! Somit wäre das Wort WIR in diesem Zusammenhang ebenfalls eine Worthülse.» entgegnet der Hund und rollt offensichtlich mit den Augen.

«Ach Hund was für eine gute Idee von dir, dich mal wieder direkt an die Community zu wenden!» sage ich zum Hund und gehe dabei ganz bewusst nicht auf seinen Einwand ein. Bevor der Hund etwas entgegnen kann füge ich an: «Schön, dann kannst du nach dem Einkaufen dich an die Community wenden und ich gehe in den Biergarten!»

 

Liebe Community

Nun sitze ich also vor dem Laptop des MENSCHEN, darauf legt er in seinen wöchentlichen Beiträgen ja immer sehr viel Wert, und versuche wenigstens ein paar schlaue Sätze an Euch zu verfassen. Nun weiss ich auch was der Mensch meint, wenn er von Schreibprostata spricht. Unser morgendliches Thema waren ja die Worthülsen. Ich hatte, während der Mensch arbeitete, viel Zeit um mir zu diesem Thema einige Gedanken zu machen. In der Tat, bei unserem alltäglichen Gerede verwenden wir viele solche Worthülsen. «Wie geht’s…, «Alles klar… und was der Mensch sonst noch alles so von sich gibt, um ins Gespräch zu finden. Ist ja grauenhaft. Interessieren tut es ja niemand. Wie viele Male habe ich schon erlebt, dass auf die Frage wie geht’s, keine Antwort kam und die fragende Person es nicht bemerkte und einfach fröhlich weiter darauf los quatschte. Oder dann sagt der Angesprochene eventuell noch «sehr gut» was so viel heisst wie frag nicht und sag was du willst.

Darum habe ich mich eben gerade dazu entschlossen, ich mache es kurz und bündig. Der Mensch und ich verabschieden uns nun in die Sommerpause. Wir wünschen all jenen die auch einige Ferientage vor sich haben, erholsame und sonnige Tage. Allen anderen, hoffentlich etwas weniger stressige Arbeitstage.

Sollten wir nach unserer Sommerpause die nächste Geschichte mit den Worten «Wie geht’s…» beginnen, dann bitten wir um Nachsicht. Wir haben uns dann offensichtlich so gut erholt, dass wir alles vergessen haben.

In diesem Sinne wünschen der Mensch und ich eine erholsame Sommerzeit.

One Comment on “| WORTHÜLSEN |”

  1. Wir wünschen Euch sonnige Ferientage und gute Erholung. Liebe Grüsse
    Margrit und Franz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert