| WANDERPOKAL |

«Darf der Mensch wissen was sein Vierbeiner an meinem Laptop macht?» sage ich zum Hund als ich diesen an meinem Laptop antreffe. ««Pssst, Mensch! Nicht stören, ich muss gerade etwas dringendes erledigen.» will der Hund mich abwimmeln. «Klar Vierbeiner, du musst immer irgendetwas dringend erledigen. Warum aber immer an meinem Laptop?» will ich vom Hund wissen. «Ernsthaft Mensch? Das ist nun eine kleine Veralberung, oder?» zischt der Hund mir nun entgegen. «Nein natürlich ist dies keine Veralberung, sondern eine ernst gemeinte Frage.» zische ich nun meinerseits zurück. «Wirklich?» höre ich den Hund sagen. «Ja klar Vierbeiner. Warum nimmst DU immer mein Laptop?» sage ich laut und übertrieben betont zum Hund.

Der Hund hebt den Kopf hinter dem Bildschirm hervor, schiebt das Gerät etwas zur Seite und, obwohl ich es nicht wirklich sehen kann, merke ich wie er mich leicht genervt anstarrt. «Mein lieber Mensch, in solchen Momenten pflege ich zu sagen, du hast den Kopf nicht nur um dein schütteres Haupthaar zu kämmen, sondern hin und wieder wäre es auch schön, wenn du die paar wenigen Hirnzellen auch noch zum Studieren einsetzen würdest.» faucht mich der Hund an. «Wie soll ich dies nun wieder verstehen?» entgegne ich. «Ganz einfach Mensch, mit den Ohren. Oder kannst du mich neuerdings über die Füsse verstehen?» zischt es aus Hundes Schnauze. «Okey, irgendwie noch einleuchtend.» sage ich mit einem breiten Schmunzeln. Der Hund schaut mich einen kurzen Moment verdutzt an und muss dann ebenfalls schmunzeln. «Mensch, was für eine saudumme Frage das wieder war von dir. Natürlich muss ich deinen Laptop verwenden, wenn ich mein Büro erledigen will. Denn vielleicht ist es dir ja entgangen, ich habe kein eigenes Gerät.» fügt der Hund danach genüsslich an. «Genau Vierbeiner. Da verhält es sich in deinem Falle wie bei einem Kind. Diesem gibt man als Eltern auch kein solches Gerät in die Hand, denn sonst bist du auch permanent am Gamen oder YouTuben.» werfe ich ein. «Pha, von wegen. Ich habe es dir vorhin deutsch und deutlich mitgeteilt. Ich bin am Büro machen. Wenn du es genau wissen willst, bin ich für DICH am Büro machen.» faucht mich der Hund an.

«So schön! Wendet sich in dem Fall der Hund wieder einmal an die Community?» fahre ich dem Hund fragend ins Wort. ««Nein mein lieber Mensch. Ich fülle den Unfallschein aus.» entgegnet der Hund mit einem Augenrollen. «Lass mich mal ran, ich will mal lesen.» unterbreche ich den Hund während ich ihm den Laptop entreisse. «Pha! Von wegen «ich will mal lesen»…» höre ich den Hund leise murmeln. «Ganz ruhig Vierbeiner. Dann lasse es mich anders formulieren, ich lasse es mir von der sympathischen, synthetischen Stimme vorlesen.» zische ich zurück während ich die Stimme des Screen Readers wieder anmache:

«Liebe Mobiliar. Die Zeit war an diesem Sonntag so weit fortgeschritten, dass ich in der Magengegend ein grösseres Hungergefühl wahrnehmen konnte. Dies veranlasste mich dazu die Lebensmittel für das Abendessen aus dem Kühlschrank zu nehmen. Bis dahin verlief alles nach Plan und einem gemütlichen Ausklang des Wochenendes stand eigentlich nichts im Wege. Als ich mich aber für das Hervorkramen der Tischsets unter dem Tisch bücken wollte, stand plötzlich dieser doofe Wanderpokal am Tischrand und stach mit seinem spitzigen Deckel ohne Vorwarnung, hinterlistig fies und gemein in mein linkes Auge. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass damit der gemütliche Ausklang des Wochenendes nicht mit dem Verzehr eines leckeren Abendessen, sondern in der Notfallaufnahme einer Augenklinik  geendet hat.» beendet die synthetische Stimme die vom Hund verfassten Zeilen.

Ich halte einen Moment inne, drehe mich zum Hund ab und sage. «Was soll denn dieser Quatsch?» «Och weisst du Mensch, ich dachte mir, die Versicherung hat ja nun schon einige Meldungen von dir erhalten, in welchem du wegen deiner Sehschwäche den Kopf blutig angestossen hast. Ich dachte mir, die Sachbearbeiterin oder der Sachbearbeiter würde im Zusammenhang mit dir auch gerne mal etwas eine andere Variante lesen wollen.» entgegnet der Hund mit einem sehr breiten Schmunzeln.

«Bist du noch bei Sinnen, Vierbeiner? Diese Geschichte glaubt keiner auf der Versicherung.» entgegne ich etwas entrüstet. «Vielleicht nicht, aber auch nur weil die dich nicht persönlich kennen.»

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