| TRANSPORTWEGE |

«Mein lieber Freund, mach dich bitte bereit, wir werden in Kürze abgeholt.» rufe ich dem Hund zu während ich selber noch daran bin meine benötigten Utensilien zu rüsten. «Ach nein Mensch, ich habe keine Lust dich zu begleiten.» stöhnt der Hund ab seiner Oase. «Ach was Hund, das wird sicherlich spassig. Vergiss nicht, du musst heute nicht laufen, wir werden freundlicherweise chauffiert.» versuche ich den Hund zu motivieren. «Genau da liegt das Problem.» zischt es aus der Oase. «Jetzt verstehe ich meinen Vierbeiner aber definitiv nicht mehr.» entgegne ich erstaunt.

«Seit wann kann der Mensch kein Deutsch mehr?» höre ich den Hund flüstern. «Ja, ja Vierbeiner, ich habe dich sowohl sprachlich wie auch akustisch durchaus verstanden. Ich kann deinen Ausführungen inhaltlich nicht folgen. Bevor du nun in irgendeiner Weise doof reagierst, lasse dir Folgendes sagen. Ich habe mir immer anhören müssen, dass es dir keinen Spass mache ständig «herumtschalppen» zu müssen. Nun habe ich eine Mitfahrgelegenheit organisiert und das ist dem Vierbeiner dann aber auch nicht genehm. Es scheint mir, dem Hund kann Mann es zurzeit nicht recht machen.» sage ich zum Hund und kann mein Unverständnis nicht unterdrücken.

«Die Mitfahrgelegenheit an und für sich ist ja auch nicht das Problem.» entgegnet der Hund. «Ach so, aber die Automarke passt dem Vierbeiner nicht, oder was?» falle ich dem Hund ins Wort. «Ha, ha Mensch, wie witzig! Natürlich nicht. Der Mensch macht es sich auf seinem bequemen Autositz gemütlich, während unsereins hinten im Kofferraum in einem engen, unbequemen und harten Käfig wie ein unzähmbares Raubtier gehalten wird.» ereifert sich der Hund. Ich mustere den Hund einige Sekunden und sage dann. «Immerhin ist im Auto die Box so gefertigt, dass Tageslicht hineinfluten kann.» Der Hund schaut mich aus einer Mischung von Verwunderung und Verärgerung an und sagt dann mit einem leicht genervten Unterton. «Was soll das nun wieder heissen, Mensch? Ich habe deinen sarkastischen Ton durchaus bemerkt.»

«Ach mein Vierbeiner der CHECKER,» schiesst es aus mir heraus. «Mensch, halt die Klappe und komm auf den Punkt. Beende nun sprachlich deinen Gedanken mit meiner lichtbefluteten Box.» zischt der Hund mich an. «Ach Hund, du brauchst nicht immer so aggressiv zu reagieren – das ist gaaanz schlecht für deine Gesundheit.» versuche ich auf den Hund beruhigend ein zu reden. «Wenn du mit diesem Quatsch nicht umgehend aufhörst, mache ich mir eher um deine Gesundheit Sorgen. Denn meine schneeweissen Beisserchen können jeh nach Einsatz leichte Abdrücke oder dann blutend klaffende Fleischwunden hinterlassen.» sagt der Hund. Er versucht so zu schmunzeln, dass seine Beisserchen sichtbar sind. «Jööö, der Hund droht seinem Ernährer. Wie putzig.» kann ich mir nicht verklemmen.

«Pha, und der Mensch droht seinem Guide. Wie witzig das dann ist. Aber bitte, wenn der Herr wieder mal blaue Flecken davontragen will. Ich für meinen Teil kann auch selbst für mein Essen aufkommen. Ob dies für das Auffinden des Weges auch beim Menschen gilt?» triumphiert der Hund. «Vierbeiner lass uns dies doch mal testen. Zuvor will ich aber gerne noch die Neugier des Hundes befriedigen und auflösen, was es mit der Box auf sich hat.» entgegne ich dem Hund.

«Ich höre gerne zu, Mensch.» sagt der Hund mit ruhiger Stimme zu mir und haut sich genüsslich ein Kirschstängeli in den Schlund. «Also Vierbeiner, ich habe ein gewisses Verständnis, dass es dir in der Hundebox nicht gefällt.» beginne ich zu erläutern. «Ha, ein GEWISSES VERSTÄNDNIS, von einem der seinen Allerwertesten auf einem gut gepolsterten Sitz niederlassen kann und dabei erst noch vorwärts fahrend die Gegend geniessen kann.» fällt mir der Hund ins Wort. «Naja, dass mit der Gegend geniessen ist in meinem Falle nun etwas speziell. Aber genau an diesem Punkt kann ich anknüpfen, Vierbeiner. Ja, du hast recht, ich sitze zwar auf einem gepolsterten Sitz, fühle mich aber durch meine Sehschwäche auch wie in einem Käfig, oder vielleicht ist der Vergleich mit einem dunklen Raum in meinem Fall besser.» kläre ich den Hund auf. «Wie in einem dunklen Raum?» höre ich den Hund fragend sagen. «Ja Vierbeiner, ich fühle mich in letzter Zeit oft wie in einem ganz dunklen Raum, in welchem die Sicht gleich null ist. Du versuchst krampfhaft etwas zu suchen, dass du erkennen kannst, um dich im Raum zu orientieren. Du versuchst über diese erkennbaren Gegenstände den Lichtschalter zu ertasten, um Licht zu erhalten.» fahre ich mit meinen Erläuterungen fort.

«Hat mein Mensch den Lichtschalter gefunden?» höre ich den Hund ab seiner Oase erwartungsvoll rufen. «Jeep!» rufe ich in die Richtung der Oase. «Gut.» höre ich den Hund mit einer gewissen Erleichterung in der Stimme sagen. «Wäre eigentlich gut, ja Leider war aber die Glühbirne defekt.» entgegne ich. «Ach du Sch….. – Mensch, jetzt komme ich erst nach, was du mir damit sagen wolltest.» entgegnet der Hund.

«Ach ja, was denn?» entgegne ich meinerseits. «Hör zu, Mensch, ganz doof bin ich nun auch nicht. Du willst mir sagen, wenn man nichts sieht fühlt man sich auch ein wenig wie eingesperrt.» erwidert der Hund. «Genau Hund. Stell dir vor, du hast ganz viele Interessen, weisst bei vielen Tätigkeiten eigentlich wie es gehen würde, Der Kopf hätte es eigentlich drauf, aber du brauchst dafür Licht. Licht nur ein wenig Licht. Aber eben die Birne ist leider defekt.» sage ich zum Hund und schweige einen Moment bevor ich weiterspreche.

«Ich kann also nachvollziehen, was es für dich heisst in dieser Box eingesperrt zu sei. Ich werde unseren Chauffeur versuchen zu überzeugen, dass mein treuer Begleiter auf der Rückbank Platz nehmen darf. Vergiss du aber dann nicht die Spezielle Hundegurte mitzunehmen.»

One Comment on “| TRANSPORTWEGE |”

  1. Wie meistens sehr berührend. Ich freue mich immer wieder auf Deine Geschichten.
    Liebe Grüsse, auch an Maria

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