| STURHEIT |

«Mein treuer Freund hat schon seit Tagen diese lächerliche Klammer auf der Nase! Hat sich Hund schon mal im Spiegle betrachtet? Sieht einfach nur dämlich aus!» sage ich zum Hund während ich an seiner Oase vorbei gehe. «Ist mir egal, Hauptsache, ich muss diesen fürchterlichen Gestank deines gärenden Gerstensaftes meinem Riechorgan nicht antun!» entgegnet der Hund mit ruhiger, nasal klingender Stimme.

«Ach Hund, dein Verhalten ist einfach nur lächerlich! Würde ich mich gleich verhalten, weil du die Schachteln und leeren Papierchen immer und überall herumliegen lässt, müsste ich ja permanent mit Staubsauger, Abfallsack sowie Karton unter dem Arm zwischen Oase und Keller hin und her laufen!» gebe ich etwas genervt zur Antwort. «Da hat Mensch aber Glück, denn er muss sich nicht mit einem derartigen Gestank auseinandersetzen! Karton und Papierchen sind geruchsneutral und Krümel hat es mit Sicherheit keine, denn freiwillig gebe ich nicht einmal ein Mikroteilchen dieser himmlisch guten Ware her!» kontert der Hund blitzschnell.

«Naja, das ist Ansichtssache! Wenn ich beim Staubsaugen jeweils höre, wie dieser rund um deine Oase arbeiten muss, lässt mich dies vom Gegenteil ausgehen!» sage ich zum Hund. Ich höre wie der Hund tief einatmet um wohl gerade einer seiner berüchtigten Monologe abzuhalten, da kann ich gerade noch sagen. «Komm und wir ziehen etwas um die Häuser, nimm aber noch die lächerliche Klammer von deinem Riechorgan, sonst wird es nichts mit dem Befüllen deiner Lunge mit frischer Waldluft!»

Verdutzt hält der Hund kurz inne, nimmt dann die Klammer von der Nase trottet an mir vorbei Richtung Türe und zischt mir zu. «OK, aber glaub ja nicht, du kommst damit um die Diskussion herum, mein lieber FREUND!» «Ach nein nein, da mache ich mir keine Hoffnungen! Mein treuer Freund wird diesen Monolog mit Bestimmtheit über den ganzen Freigang führen!» winke ich ab. «Ja klar! Also komm in die Gänge, ohne Nasenklammer ist der Gestank ja gar nicht zum aushalten!» knirscht mich der Hund an.

Nach einigen wenigen Minuten, in welchen ich die Ruhe genoss und der Hund mit seinen Geschäften beschäftigt war, trottet der Hund nun neben mir her und hat seinen berühmt, gefürchteten Monolog bereits begonnen. Ich versuche so gut es geht, nicht hinzuhören, geniesse die wärmende Sonne und lausche lieber dem Vogelgezwitscher. «MENSCH, hast du mir eben zu gehört?» sagt der Hund energisch zu mir, während er mit der Schnauze in meinen Unterarm schnappt.

«Au! Spinnst du?!?» sage ich erschrocken und bleibe stehen. «Tja vielleicht, aber immerhin hörst du mir nun zu!» ist die schnippische Antwort des Hundes. «Nein Hund, ich will dir in dieser Angelegenheit gar nicht zu hören! Finde dein Verhalten mit der Wäscheklammer einfach nur lächerlich und nein, ich will mir deinen Monolog über wie gut dir die Kirschstängeli tun, und wie diese dir über den fürchterlichen Gestank hinweghelfen und bla bla bla – NICHT HÖREN! ES INTERESSIERT MICH NICHT. ES IST lächerlich, Hund!» fahre ich den Hund genervt an.

Bevor dieser etwas sagen kann, schiebe ich nach. «Geniesse nun deinen Freigang, tanke frische Luft und geniesse die Ruhe und die wärmende Sonne!» beleidigt steht der Hund auf und trottet weiter dem Weg entlang. Wir durchqueren schweigend den Wald, überqueren die Hauptstrasse um einige Meter an dieser entlang zu gehen. Da mir bewusst ist, nach meinen Aussagen wohl kaum auf die Dienste des Hundes zählen zu können, zähle ich innerlich die Schritte. Denn ich weiss, nach rund 200 Schritten kommt die Einmündung in den Wald. «197, 198, 199, 200» flüstere ich ganz leise vor mich hin und biege danach sofort rechts ab.

Der rechte Fuss setzt aber nicht auf dem Waldweg auf, sondern tappt ins Leere und schwubs liege ich in einem Graben. Sofort erhebe ich mich und schaue hastig ob kein Auto an uns vorbeigefahren ist. «Puh Glücklicherweise scheint mein Missgeschick keiner bemerkt zu haben!» flüstere ich leise und schmunzelnd vor mich hin. «Doch! ICH!» meldet sich der Hund zu Wort und prustet los.

Während ich mir die Kleidung zurechtrücke und schaue was alles Schaden genommen hat, meldet sich der Hund wieder zu Wort. «Komm nun ja nicht auf die Idee dies mir in die Schuhe zu schieben! Du hast gesagt ich soll meinen Freigang geniessen und dich in Ruhe lassen! Das habe ich gemacht! Ich für meinen Teil war auf dem richtigen Weg!» «Ja ja, Hund! Ist schon gut, habe zu dir gar nichts gesagt!» sage ich zum Hund und muss selber loslachen. «Ach Mensch, lass uns lieber nach Hause gehen. Bin froh, hast du nur einige Schürfungen an den Händen sowie den Knien davongezogen und nicht noch etwas gebrochen! Offensichtlich kann ich wohl besser mit dem Gestank zu Hause umgehen, als du ohne meine Hilfe!»

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