| STADIONBAU |

«Mensch, heute darfst du gerne mal wieder allein zur Arbeit gehen. Ich ziehe einen freien Montag ein, geniesse meine Oase und lausche dabei den Klängen meiner herrlichen Mixtapes.» Ruft mir der Hund ab seiner Oase zu, während ich bereits mit Führgeschirr und Leine bereitstehe. «Gaaanz schlechte Idee, Vierbeiner.» rufe ich in die Richtung der Oase. «Ach Mensch, das ist ja wohl Ansichtssache.» höre ich den Hund murmeln. «Natürlich, aber ich sollte nun wirklich los und wäre froh, wenn der Hund seinen Pflichten nachkommen würde und sich relativ umgehend von seiner Oase, seiner Schachtel Kirschstängeli und seinem antiken Kassettenrecorder verabschieden würde.» rufe ich mit Nachdruck in die Richtung des Hundes.

«Mensch, hast du es neuerdings auch noch auf den Ohren? Ich habe dir vorhin zugerufen, ich werde heute einen meiner freien Montage einziehen.» ruft mir der Hund zu und betont dabei alle Wörter überdeutlich und fuchtelt dabei noch mit beiden Vorderpfoten wie wild herum. «Vierbeiner, meine Sehkraft ist ja bekanntlich nicht mehr die Beste. Dennoch kann ich dir sagen, du hast mich mit deinen Verrenkungen an ein Cabincrew-Member erinnert, welcher den Passagieren das Verhalten in Notsituationen erläutert.» kann ich noch von mir geben bevor mich mal wieder ein Lachanfall übermannt.

«Naja, dann haben die zwei Berufsgattungen wohl eines gemeinsam.» zischt der Hund zurück. «Ach ja und was?» prustet es aus mir heraus. «Während wir dem Menschen mit wichtigen Dienstleistungen zur Seite stehen, widmet sich dieser lieber etwas andere. Oder anders gesagt, kein Schwein interessiert sich für unsere Arbeit.» redet sich der Hund gerade etwas in Rage. «Das stimmt doch nicht, ich interessiere mich im Moment gerade sehr für deine Arbeit, nur habe ich das Gefühl, der Vierbeiner ist, zumindest arbeitstechnisch, gerade in den Streik getreten.» rufe ich dem Hund zu.

«Tja Mensch, das ist in einer Demokratie zum Glück noch möglich.» zischt der Hund mir zu. «In der Tat Vierbeiner, wir leben glücklicherweise in einem Land, in welchem die Demokratie grossgeschrieben wird. Daher habe ich nun gerade einen Vorschlag an dich.» entgegne ich. «Ach herrje, das wird ja wohl mal wieder nichts Schlaues sein. Aber lass mal hören Mensch.» knirscht der Hund zurück. «Das Schöne an einer Demokratie ist es ja, dass das Volk mitbestimmen kann. Lass uns also darüber abstimmen.» sage ich zum Hund. «Halt, halt Mensch. Über was willst du abstimmen.» höre ich den Hund misstrauisch fragen.

«Ganz einfach Vierbeiner, wir stimmen darüber ab, ob du mich begleiten sollst oder nicht.» gebe ich zur Antwort. «Ach herrjeh Mensch, darf ich meinem Schnelldenker mitteilen, dass eine Abstimmung mit nur zwei Stimmberechtigten kaum Sinn macht.» ruft der Hund mir zu und rollt dabei mit den Augen. «Natürlich macht dies Sinn, denn wie dir sicherlich bekannt ist, hat der Ratspräsident den Stichentscheid.» triumphiere ich. «Ha, und du hast das Gefühl, der Ratspräsident zu sein?» wirft der Hund fragend ein.

«Genau.» sage ich bestimmt. «So, so, und was gibt dem Herrn hierzu die Legitimation?» will der Hund wissen. «Die Funktion als HUNDEHALTER.» gebe ich zur Antwort. «Da hat mein Mensch aber Pech, denn in meiner Funktionsbeschreibung kommt das Wort FÜHR vor. Wie dir sicherlich bekannt ist, stammt dies von führen ab. Auch auf die Gefahr hin, von dir gleich wieder als Schulmeister betitelt zu werden, unter «führen» versteht man unter anderem kommandieren oder Befehlsgewalt.» triumphiert der Hund.

Das ist unter anderem eine Begriffserklärung Herr Schulmeister. Es wird aber auch lenken steuerndes, richtungsweisendes Einwirken angeführt. Ich denke, diese Begriffserklärung trifft bei deiner Tätigkeit genau zu. Das Kommando habe dann ich. Somit ist es klar Vierbeiner. Ich habe den Stichentscheid und somit den Sieg in unserer Abstimmung errungen. Lass uns also losgehen. Faul rumliegen kannst du nachher auch im Büro.» erkläre ich dem Hund meine Sicht.

«Dann hat der Mensch nun wohl gewonnen…!» sagt der Hund. «Gut das du es akzeptierst. Dann komm nun wir müssen los, sonst kommen wir zu spät.» falle ich dem Hund ins Wort. ««NEIN Mensch, ich kenne die Rechte einer Demokratie auch. Ich mache gegen dein Projekt Einspruch. Somit gewinne ich noch etwas Zeit und kann gleichzeitig ein Referendum starten, welches dich zwingt, die Abstimmung nochmals durch zu führen.» triumphiert der Hund nun definitiv.

«Was für eine Schlaumeierei!» empöre ich mich beim Hund. «Tja Mensch, dies ist das Demokratieverständnis wie es in deiner Spezies zelebriert wird.» wirft der Hund unschuldig ein. «Bevor ich etwas einwenden kann, fügt der Hund an. «Du kannst dir gerne dein iPad von mir ausleihen damit du nach lesen kannst, wie, entschuldige bitte, kindisch eure Spezies die Demokratie interpretiert wenn es um den Stadion Bau in Zürich geht. Das hat für mein Verständnis nicht mehr viel mit Demokratie zu tun, wenn eine Volksabstimmung zu Gunsten eines Stadionbaus ausgefallen ist, und danach einige wenige wieder alles auf LEGALEM Weg verzögern oder im schlimmsten Falle sogar vermeiden können.» sagt der Hund zu mir.

«Dies ist in der Tat unschön, aber in einer Demokratie möglich. Ich merke, mein Vierbeiner kann sich darüber ärgern.» entgegne ich. «Natürlich Mensch, es wurde eine Abstimmung über den Neubau des Stadions durchgeführt, welche zu Gunsten der Befürworter ausging. Dann finde ich, sollten es die Verlierer auch anerkennen und akzeptieren.» empört sich der Hund.

«Spannend! Dies scheint den Vierbeiner aber nur zu empören, wenn es nicht um seine eigenen Angelegenheiten geht. Sobald es um Dinge geht, in welchem der Hund eine Niederlage erleidet, ist er froh, wenn er ebenfalls alle Möglichkeiten einer Demokratie ausschöpfen kann

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