| Schreibblockade |

„Bist du an der nächsten Geschichte?“ ruft mir der Hund aus seiner Oase zu. „Jep!“ antworte ich knapp. „Kann es sein, dass du zur Zeit nichts schlaues ins Ohr bringst?“ hakt der Hund nach. Ich unterbreche die Tipperei und drehe mich in die Richtung des Hundes. „Was ist denn das für ein Satz, den du da gerade von dir gegeben hast? Wenn schon, dann heisst es, bringst du nichts Schlaues zu Papier!“ entgegne ich dem Hund.  

„Naja mein lieber Möchtegern Geschichtenerzähler. Im 21. Jahrhundert schreiben nur noch die Wenigsten ihre Geschichten auf Papier. Auf den Bildschirm wäre zwar bei einem Laptop sicherlich richtig, da du den Inhalt aber nicht sehen kannst und ständig mit dem Knopf im Ohr dasitzt ist – in das Ohr bringen – für dich wohl der treffendste Ausdruck!“ belehrt mich der Hund in der Art eines Schulmeisters.

„Würde ich nicht ständig von dir unterbrochen, wäre die Geschichte bereits niedergeschrieben!“ gebe ich selbstsicher zur Antwort. „Das nehme ich dir nicht ab mein lieber Mensch. Ich glaube ja eher, du leidest mal wieder an Schreibprostata!“ lässt der Hund nicht locker. „An WAS soll ich leiden?“ mein fragender Blick richtet sich zielgenau auf den Hund.

„Du leidest an SCHREIB-PRO-STA-TA!“ wiederholt der Hund seine Vermutung. „OK – und was soll das genau sein, mein lieber Doktor Hund?“ frage ich verdutzt nach. „Es gibt einige Geschichtenerzähler, die daran leiden. Sie sitzen vor ihren Bildschirmen und hauen für einige Sekunden wie wild in die Tasten. Plötzlich halten sie dann kurz inne und quälen anschliessend die Tastatur so arg, dass man schon fast Mitleid mit dieser bekommt. Kurzum, die Sätze kommen nur tröpfchenweise und nicht in einem Guss!“ klärt der Hund mich auf.

„Spannend! Was kann Mann gegen dieses Leiden unternehmen?“ jetzt will ich von meinem Hundedoktor Genaueres wissen. „Da steht uns leider nur eine einzige wirklich effiziente Therapieform zur Verfügung!“ sagt der Hund mit ernster Stimme. „Du musst nur dafür besorgt sein, dass der Vorrat an Kirschstängeli immer ausreichend ist – will heissen – nie unter fünf Schachteln fäll!“ verschmitzt und herausfordernd zugleich schaut mich der Hund an.

Daher weht also der Wind. Ich entgegne: „Mein lieber Hund, das ist ja ein netter Versuch um an deine heissgeliebten Kirschstängeli zu gelangen. Es ist mir aber nicht ganz klar was dies mit der Schreibprostata zu tun haben soll. Mit aufgefülltem Kirschstängeli Lager ist zwar die Laune meines Vierbeiners ausgezeichnet, die Sätze dürften aber wegen dieses Umstandes wohl kaum in einem Guss niedergeschrieben werden!“

„Auf den ersten kurzsichtigen Blick mag der Mensch Recht haben mit seiner Vermutung. Aber mit ein wenig Weitblick würde der Mensch begreifen, dass in solchen Situationen sein treuer, bestens gelaunter Vierbeiner den Menschen oft in eine Diskussion verwickelt. Genau diese Diskussionen sind doch – in Tat und Wahrheit – anschliessend die Vorlage für eine nächste Geschichte!“ klärt mich der Hund mit seinem breitesten Grinsen auf.

„Damit hat der Hund ausnahmsweise mal wirklich Recht!“ antworte ich ihm ebenfalls schmunzelnd. „Na gut! Dann hoffe ich, der Mensch ist in der Lage, die Geschichte noch eine Weile im Kleinhirn zwischen zu speichern. Sein treuer Vierbeiner sollte nämlich jetzt noch kurz aber dringend Gassi gehen!“ Während ich immer noch ein Grinsen im Gesicht habe, greife ich nach der Leine und wir machen uns auf den Weg. Mein Hund ist eine echte Perle!

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