| PSYCHOHYGIENE |

«Darf ich etwas fragen?» sagt der Hund während wir uns auf dem Heimweg befinden. «Was ist denn dies für eine saudumme Frage von dir? Du quasselst ansonsten ja auch ungefragt drauf los!» entgegne ich dem Hund. «Kann es sein, dass du dich fürchterlich aufgeregt hast?» will der Hund von mir wissen. «Warum meinst du?» stelle ich die Gegenfrage. «Weil wir gleich zu Hause ankommen und du während unseres Heimweges kein einziges Wort mit mir gewechselt hast! Du warst so abwesend, dass du mir nicht mal die Führbefehle mitgeteilt hast! Möchte mir nicht ausmalen welchen Zusammenschiss ich kassiert hätte, wenn der gute Mensch nicht nach Hause gewollt hätte und dann plötzlich bemerkt hätte, dass er trotzdem vor seiner Haustüre steht?» hadert der Hund vor sich hin.  

«Ja klar, Mensch staucht Hund in militärischer Manier wegen jeder Kleinigkeit zusammen!» empöre ich mich beim Hund über dessen Einwand. «Deswegen muss man mich nun nicht gerade zusammenstauchen!» stichelt der Hund zu mir. «Nein, müsste man nicht, macht aber gerade Spass!» witzle ich zurück. «Lass uns dies ein andermal ausdiskutieren! Würde nun viel lieber erfahren, was Mensch beschäftigt!» lenkt der Hund ab.  

«Nichts, nichts!» antworte ich knapp. «Natürlich, Mensch läuft gewöhnlich Tag für Tag gedankenversunken und stumm wie ein Fisch neben mir her!» ist der ironische Kommentar des Hundes. «Möchte im Moment nicht darüber sprechen!» entgegne ich dem Hund. «Fehlt dem Mensch die Couch?» stichelt der Hund nach. «Genau!» antworte ich mit einem Schmunzeln. «Was für ein Glück, wir sind eben zu Hause angekommen! Zieh in aller Ruhe die Jacke und Schuhe aus, ich werde in der Zwischenzeit mal meine Psychiater Verkleidung hervorkramen!» ruft mir der Hund zu, während er davon hetzt.  

«Oje, auch das noch!» murmle ich mit rollenden Augen vor mich hin. «Das habe ich gehört!» höre ich den Hund ab seiner Oase rufen. «Ich sag es ja, mir bleibt heute auch wirklich nichts erspart!» stöhne ich vor mich hin während ich in die Richtung der Couch trotte. Ich setze mich und will mir gerade einen Podcast zu Gemüte führen, da reisst mir der Hund mein Smartphone aus den Händen. «So, dann wollen wir mal zuhören, was den Patienten beschäftigt?» sagt der Hund zu mir während er sich, wie immer in solchen Situationen die Brille zurechtrückt.  

«WIR? Kann der Doktor auch mit jemandem sprechen?» sage ich belustigt zum Hund. «Naja, wie soll ich sagen, ist wohl eine Berufskrankheit, aber erzählen sie es nicht weiter!» entgegnet mir der Hund. «Pha, mein Psychiater kann sogar mit jemandem sprechen, den er gar nicht sieht! Das glaubt mir niemand!» pruste ich heraus «Ähm, sie meinen also, sie können mit ihrem Hund sprechen!» wird der Hund ernst. «Ja, wir reden ja gerade miteinander Hund! Aber mit wem kannst denn du sprechen?» will ich vom Hund wissen.  

Dieser rammt mir die Pfote in die Rippen und meint. «Das tut nun nichts zur Sache, wir wollen uns nun ihrem Problem widmen!» «Ach kommen Sie Herr Doktor, wir können doch offen über unsere Probleme sprechen! Ich habe meinen Hund und sie?» lasse ich nicht locker. «Eine riesige Nervensäge!» murmelt der Hund. «Ach ja, mit einer Holz- oder Metallsäge?» kann ich den Hund noch fragen, bevor ich wieder lospruste. «Jaja, machen sie sich nur lustig, sie haben keinen Ahnung, wie schlimm es ist, wenn man als Hund mit einem Menschen sprechen muss!» sagt der Hund mit gespielter, verzweifelt ernster Miene bevor er dann sein fiesestes und breitestes Lachen aufsetzt.  

«Sehr schön, es soll dir nicht besser gehen! Also lassen wir die Psycho Stunde und gehen lieber etwas nach draussen! So können wir ungestört über die Sorgen des Tages sinnieren!» sage ich zum Hund, stehe auf und gehe an der Seite des Hundes zur Tür. 

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