| PLATZBEDARF |

«Hund wir müssen noch einen Gang hochschalten, denn ich würde noch gerne einen Happen zu mir nehmen, bevor das erste Meeting des Nachmittages ansteht.» fordere ich den Hund auf unserem allmittäglichen Rundgang auf. «Wolltest du nicht fasten?» höre ich den Hund zynisch fragen. «Habe ich so nie gesagt.» fahre ich dem Hund ins Wort. «Das stimmt gesagt hast du es nicht aber daran gedacht hast du.» erwidert der Hund. «Welchen Quatsch mein Vierbeiner wieder von sich gibt. Wie willst du wissen was ich gedacht habe?» giftle ich zurück. «Ich konnte es lesen.» sagt der Hund als ich Ihm ins Wort falle. «In der Glaskugel, oder was?» «Die ist gerade im Service, darum konnte ich diese nicht konsultieren. Aber dein Gesicht hat es mir auch verraten.» triumphiert der Hund auf. «Ja, ja Vierbeiner. Stand es auf meiner Stirne, oder was?» fauche ich den Hund an. «Das kann ich dir nun nicht mehr genau sagen, aber ich denke der Gesamtausdruck hat dich verraten.» schwafelt der Hund weiter. «Hund bist du nun von allen guten Geistern verlassen? Dann beschreib doch mal meinen Gesichtsausdruck Hund.» zische ich den Hund an.

«Gequält.» sagt der Hund ruhig. «Dies kann durchaus sein, wenn Mann mit dem Hund zusammenleben muss.» kontere ich. «Wie witzig Mensch, dein gequälter Gesichtsausdruck war aber eindeutig. Denn er entstand als du deine Hose zuknüpfen wolltest. Ehrlich Mensch, herrlich, wie du Luft geholt hast und dann schon fast mit schmerzverzehrtem Gesichtsausdruck den Knopf in die Lasche eingefädelt hast. Ganz zu schweigen davon, wie dein Gesicht aussah, als du ausatmen wolltest und bemerkt hast, dass der Pirelli schon kurz vor der Hälfte des Lungenvolumens nicht genügen Platz in der Hose hat.» sagt der Hund und kann sich vor Lachen kaum mehr auf den Füssen halten.

«Nett Vierbeiner, nett!» murmle ich leise vor mich hin. Wortlos folgen wir nun der Strasse entlang. Nach ein paar wenigen Minuten höre ich rund 20 Meter vor uns eine kleine Gruppe kleiner Kinder auf Quartierstrasse herumalbern. Plötzlich sagt ein Mädchen. «Achtung da kommt ein Hund. Komm zur Seite – der ist blind.» «Nein der Mann ist nicht blind.» sagt ein anderes Mädchen. «Doch der ist blind, darum hat er ja die dunkle Brille (1) und den weissen Stock.» sagt das erste Mädchen. Die Mädchen stehen zur Seite und als wir vorbei laufen grüsse ich die Mädchen.

«Hallo und danke.» «Hallo, bitte.» entgegnen die Mädels. Als wir vorbei gelaufen sind hören wir das zweite Mädchen sagen. «Nein, der ist nicht blind, der Hund ist blind.» Glücklicherweise sind wir durch unsren zügigen Gang einige Meter von den Mädchen entfernt, denn ich muss losprusten. «Die heutige Jugend.» zischt es aus dem Hund heraus. Ich versuche mich zu beherrschen und sage zum Hund. «Ich würde an deiner Stelle mal über den Konsum deiner Kirschstängeli nachdenken.» «Was hat mein Kirschstängeli Konsum mit der eben gehörten Aussage des Mädchens zu tun?» faucht der Hund mich an. «Das Kirschwasser lässt deinen Gang offensichtlich so schlecht werden, dass dieses Mädchen das Gefühl bekam du seist blind und müsstest daher von mir mittels des Führgeschirr gestützt werden.» kann ich noch knapp von mir geben bevor ich erneut losprusten muss.

«Krieg dich mal wieder ein Mensch. Für was ist den dein Stock und die dunkle Brille, die der Herr mit sich rumschleppt?» faucht der Hund mich verärgert an. «Damit ich dich vor neugierigen Artgenossen beschützen kann und meine Artgenossen nicht merken, wie emotional mich dies mitnimmt.» kläre ich den Hund auf und muss gleich wieder losprusten. Plötzlich gibt es einen dumpfen Knall und ich bemerke, wie sich der Schmerz sich in meinem Knie verbreitet.

«Hoppla, sind wir gegen irgendetwas gelaufen?» höre ich den Hund scheinheilig fragen. «Verflixt!! Hund was machst du?» sage ich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Hund und muss zuerst mal kurz inne halten. «Warum gibt der Mensch dem blinden Hund die Schuld? Es ist ja wohl die Aufgabe des Menschen, den Hund sicher zu führen.» mimt der Hund den Unschuldigen.

«Lass den Quatsch, Hund! Das hat wirklich wehgetan.» sage ich noch immer mit Schmerzen im Knie zum Hund. Bevor der Hund was sagen kann füge ich an. «Das Mädchen hat gemeint, du seist blind, nicht ich. Du musst also dienen Frust nicht an mir auslassen.»

«In der Tat hat mich die Aussage des Mädchens leicht verwirrt.» erklärt sich der Hund als ich ihm ins Wort falle. «Leicht kannst du weglassen. Ansonsten wärst du wohl nicht so abwesend gewesen und hättest mich in etwas hinein laufen lassen.» «Hörzu Mensch, ich war wie eben gesagt leicht verwirrt, aber dies hatte keinen Einfluss auf meine Führarbeit. Ich war durchaus bei der Sache, aber ich muss mich einfach noch daran gewöhnen.» verteidigt sich der Hund als ich ihm ins Wort falle. «Gewöhnen, an die schlechte Sicht?» «Nein, nein Mensch, mit meiner Sehleistung ist alles tiptop. Ich muss mich daran gewöhnen, dass der Mensch etwas zugenommen hat und daher etwas breiter ist und wir dadurch nicht mehr durch jedes schmale Schlupfloch etwas abkürzen können, ohne der Mensch sich dabei nicht an irgendetwas anstösst.» kann der Hund nun seinerseits noch von sich geben bevor er losprusten muss.

 

 

  • Mit der dunklen Brille meinte das Mädchen die spezielle Kantenfilter Sonnenbrille, welcher der Mensch eigentlich immer trägt, um der Blendung und der Erhöhung des Kontrastes entgegen wirken zu können. (Anmerkung des Hundes in der Funktion des Lektors.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert