| KÖRPERLICH HERAUSGEFORDERT |

«Aha, der Hund hat sich mal wieder den Laptop unter den Nagel gerissen! Gibt es heute im Facebook spannendende Posts zu lesen?» frage ich den Hund während ich an seiner Wohlfühloase vorbeigehe. «Jaja, nichts sehen aber wissen wollen, dass ich im Facebook surfe!» stichelt mich der Hund an. «Ach nein Hund! Muss ich dir dies wirklich zum gefühlten dreihundertsten Mal erklären? Ich sehe zwar nicht wirklich viel, aber mein Gehör ist noch, mehr oder weniger voll Funktionstüchtig! Wenn der liebe Hund also in voller Lautstärke Videos konsumiert, und daneben auch noch vergisst meine Vorlese Funktion zu deaktivieren, ist dies selbst für einen stark Sehbehinderten keine wirkliche Kunst!» entgegne ich eher etwas genervt.

«Stark Sehbehindert ist gut, blind trifft es wohl eher!» flüstert der Hund während er die Augen verdreht. Ich hole gerade Luft um zu kontern da wendet sich der Hund wieder an mich. «Apropos „behindert“. Hat der Mensch das Entschuldigungs-Video des Eishockey Spielers schon gesehen?» «Nein! Um was geht es denn in diesem Filmchen?» will ich nun vom Hund wissen. «Ein NLA Eishockeyspieler wurde kurz nach Spielschluss zum Interview gebeten. Leider war der Gute wohl noch zu wenig abgekühlt. Denn die Emotionen waren noch so hoch, dass er einen seiner Gegenspieler als „behinderten Viertlinienspieler“ titulierte! Für diese Aussage hat er sich nun per Video Botschaft, auf der Club Facebook Seite bei allen entschuldigt!» klärt mich der Hund auf.

«Autsch! Da hätte der Gute wohl lieber noch einmal mehr durchgeatmet bevor er vor die Kameras getreten ist!» kommentiere ich meinen Eindruck. «Der Tipp kommt wohl zu spät!» kontert der Hund trocken. «Das kommt davon wenn man die Spieler kurz nach dem Abpfiff vor die Mikrofone zerrt, obwohl diese gedanklich mit Sicherheit noch bei Ihrem letzten Einsatz sind oder beim Shakehand, wo einander noch die letzten Nettigkeiten mit gegeben werden!» empöre ich mich. «Da hast du sicherlich recht. Nur will der TV Konsument Show und Spektakel sehen!» teilt mir der Hund seinen Einwand mit. «Dies hat nichts mit Show und Spektakel zu tun. Diese verbale Entgleisung darf einem Profi schlicht und einfach nicht passieren! Auch wenn mir aus eigener Erfahrung bewusst ist, wie schnell ein Wort über die Lippen gehuscht ist!» entgegne ich.

«Mit dem Ausdruck „behindert“ hat er aber den Zuschauern signalisiert, dass die Menschen mit einer Behinderung minderwertig sind!» schiebe ich nach. «Das ist leider so! Wenn er aber das Gefühl hat, der Gegenspieler sei behindert, müsste er sich ja ernsthaft Gedanken machen, dass er gegen einen solchen Spieler am Ende als Verlierer vom Platz muss!» kann sich der Hund ein breites Grinsen nicht verkneifen.

«Gemäss meinen Recherchen bei Doktor Google wird unter Behinderung auch der Begriff Sinnesbehinderung aufgeführt. Wer nun also geltend macht, dass der Spieler zum Zeitpunkt des Interviews nicht bei Sinnen war, müsste in der Konsequenz dann von einer…!» Noch während ich spreche fällt mir der Hund ins Wort: «Genug der Wortklauberei, lass uns nun auf unseren ausgedehnten Spaziergang gehen! Wir können gerne währenddessen weiter über solche Fehltritte philosophieren. In diesem konkreten Fall ist der Schaden für körperlich Herausgeforderte wohl schon angerichtet!» sagt der Hund zu mir, streckt mir die Leine hin und wir ziehen los.

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