| IMPFGEGNER |

«Mein lieber Freund komm in die Gänge, wir haben Feierabend.» rufe ich dem Hund ins seine Arbeitsplatzoase zu während ich meine Utensilien zusammen krame. Der Hund reagiert aber nicht wirklich und ich beschliesse, dem Ganzen mit etwas mehr Kraft in der Stimme Nachdruck zu verleihen. «Hund, komm jetzt sofort her wir müssen los!» Ich harre eine Weile aus und versuche visuell zu erhaschen, ob mein Vierbeiner nun endlich seinen Allerwertesten aus der Oase hievt. Wie es scheint, ist keine Reaktion des Hundes hörbar. «Es reicht Hund, komm jetzt sofort her. Wir müssen los.» rufe ich nochmals sehr laut in die Richtung des Hundes.

«Vergiss es Mensch. Ich weiss genau, dass wir nicht nach Hause gehen.» ruft mir der Hund noch immer in der Oase liegend zu. «Doch wir gehen nach Hause. Müssen nur noch kurz einen kleinen Abstecher machen.» entgegne ich. «Einen kleinen Abstecher. Schön formuliert Mensch. Vergiss es Mensch. Ich komme nicht mit.» gibt der Hund bestimmt zur Antwort. «Gut, dann bleibt mein Vierbeiner halt über Nacht im Büro. Ich gehe dann mal.» rufe ich dem Hund in die Oase zu und drehe mich in Richtung Türe ab.

«Tschüss Mensch, bis Morgen und pass auf dich auf.» höre ich den Hund mit einem siegessicheren Unterton rufen. «Danke. Glaube mir, ich finde den Weg auch ohne deine Hilfe. Ich bin mir aber nicht sicher, wie du die Nacht ohne etwas zu Futtern, äh sorry ohne deine Kirschstängeli überlebst.» sage ich zum Hund und krame dabei den Schlüssel aus der Hosentasche hervor, um die Türe hinter mir abschliessen zu können.

«Kein Problem, Mensch. Ich habe auch hier immer einen Notvorrat, auf welchen ich zurückgreifen kann.» höre ich den Hund sagen. «Tja, dann wünsche ich einen schönen Abend und viel Spass.» sage ich mit einem breiten Grinsen und will gerade die Türe hinter mir schliessen, als ich den Hund rufen höre. «Stopp, Mensch! Dein blödes Grinsen lässt mich schlimmes erahnen.» «Ach ja? Kommst du nun freiwillig mit?» frage ich den Hund noch immer mit einem grossen Grinsen im Gesicht.

«Gleich, muss nur noch etwas überprüfen.» murmelt der Hund hektisch und wetzt zur kleinen Küche.

«Du Schuft. Du hast alle Schachteln versteckt, nur das ich mitkommen muss.» pfeift mich der Hund an. «Ich habe gar nichts versteckt, Vierbeiner. Du hast alle Schachteln weggefuttert, während ich mühsam das dafür benötigte Geld erarbeitet habe.» knirsche ich zurück. «Pha, da habe ich ja wirklich erbarmen mit meinem Menschen.» flappst der Hund zurück.

«Schön, wenn es du wenigstens einsiehst Vierbeiner. Nun wäre ich meinem Schisshasen aber dankbar, wenn wir uns auf den Weg machen könnten, damit wir nicht zu spät zum Doktor deines Vertrauens erscheinen.» sage ich zum Hund.

«Schön Mensch, dann gehen wir halt. Ich habe nun hoffentlich genug rumgetrödelt, um den Termin zu verpassen.» nuschelt der Hund leise vor sich hin und trottet sehr, sehr langsam in meine Richtung.

Als ich dem Hund das Führgeschirr angelegt habe, und die Türe abschliesse, sage ich mit einem Schmunzeln zum Hund. «Zu früh gefreut mein Vierbeiner. Ich weiss mittlerweile wie dumm du tun kannst, wenn ein Impftermin ansteht. Aus diesem Grunde habe ich genug früh begonnen meine Sachen zusammen zu packen. So bleibt uns nun noch genug Zeit, um in die Praxis zu marschieren.» «Das ist ja wohl der Gipfel, Mensch. Du hast mich, deinen treuen Begleiter, deine Augen, deinen Freund, reingelegt?» stammelt der Hund vor sich hin. «Reingelegt wäre wohl etwas hart ausgedrückt. Ich würde es überlistet nennen.» entgegne ich. «Pha, als würde dies es besser machen. Du bist ein regelrechter Verräter. Ein Kollegen Sch…» redet sich der Hund in Rage, als ich ihm ins Wort falle.

«He, he Vierbeiner, anständig bleiben. Ich bin nur dafür besorgt, dass du gesundheitlich keine Probleme bekommst. Dazu gehört nun auch mal die benötigten Impfungen. Zumal diese von der Führhundeschule angeordnet also obligatorisch sind. Wenn schon, dann musst du mit diesen Leuten sauer sein.»

«Du könntest ja einfach sagen, die Impfungen sind gemacht.» faucht der Hund mich an. «Ja Genau Vierbeiner. Womöglich soll ich auch noch das Impfbüchlein faken. » schiesst es aus mir heraus.

«Genau, das wäre mal ein Freundschaftsdienst!» faucht der Hund mich weiter an. «Komm nun Hund, eine so kleine Spritze ist nun wirklich keine Sache. Das steckst du locker weg. Du bist ja kein Weichei, oder? Sonst musst du auch zu Hause bleiben wie wir Menschen.» sage ich zum Hund.

«Pha, mein Mensch, ein ganz Schlauer. Ich weiss nicht ob es dir vielleicht entgangen ist, aber als dein Begleiter heisst es auch für mich stay@home. Obwohl, wie dir vielleicht bekannt ist, unsre Spezies dieses Virus nicht haben kann.»

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