| HALBJAHRESABSCHLUSS |

«In wenigen Tagen ist es soweit, und die Sommerferienzeit beginnt.» sage ich zum Hund während wir uns bereit machen für den Nachhauseweg. «Ach da würde Hund doch gerne wieder Schüler sein. Fünf Wochen relaxen und nichts tun.» entgegnet der Hund seufzend. «Naja, nichts tun heisst in deinem Falle alles ausser dem Kiefer auf keinen Fall zu viel bewegen.» falle ich dem Hund ins Wort. «Was soll das nun wieder heissen?» schnaubt mich der Hund an. «Ganze einfach Hund. Nichts tun und relaxen heisst bei dir in der Oase rumchillen, deine grottenschlechten Mix-Tapes reinziehen und dabei den Kiefer unentwegt rauf und runter bewegen. Sodass die unzähligen Schachteln Kirschstängeli auch richtig zermalmt den Weg in den Magen finden. Wobei in deinem Falle «zermalmt» als eine übertriebene Formulierung bezeichnet werden kann. Heruntergeschlungen trifft den Nagel besser auf den Kopf.» sinniere ich weiter.

«Hör mal zu Mensch! Ich muss mit dir so viel rumtschalpen, dass wenn ich ein Pferd wäre, der Hufschmied nicht nachkommen würde mit dem Beschlagen der Hufe.» pfeift mich der Hund an. «Da bin ich mal froh, bist du kein Pferd. Eine Hornhautfeile ist da sicherlich einiges günstiger.» kann ich noch knapp von mir geben bevor es aus mir herausprustet. «Was haben wir gelacht Mensch. Schön wenn es wenigstens für dich passt. Aber kommen wir nun zurück zum Anfang unseres Gespräches. Was wolltest du mir sagen?» zischt es aus Hundes Schnauze.

«Ach ja genau. Wir waren bei den Sommerferien. Das ist für mich immer so die Halbzeit des Jahres. Ich weiss schon Vierbeiner, rein auf die Monate bezogen, ist es etwas mehr als die Hälfte. Aber ich denke es ist so der Zeitpunkt vor der längeren Sommerpause mal zurück zu schauen auf das erste halbe Jahr vom 2020. Quasi der Halbjahresabschluss » teile ich dem Hund meinen Gedanken mit.

«Längere Sommerpause, dies gilt wohl auch nur für dich. Meine Wenigkeit muss ja durcharbeiten. Aber bitte, lass uns gedanklich die ersten sechs Monate durch gehen.» antwortet der Hund, nachdem er zuerst heftig mit den Augen gerollt hat. «Den Lockdown hat wohl Keiner von uns im Programm gehabt, als wir am 31. Dezember 2019 im gemütlichen Kreise das Jahresende feierten und uns um Mitternacht alles Gute für das 2020 wünschten.» sage ich zum Hund.

«Nein, das stimmt Mensch. Aber ganz ehrlich gesagt hatte die Zeit zwischen März und Mai auch seine guten Seiten.» ergänzt der Hund. «Das stimmt Vierbeiner. Ich vermisse manchmal diese Zeit tatsächlich. Natürlich, der soziale Kontakt mit Familie und Freunden fehlte, aber mal einfach keine Termine zu haben war rückblickend schon sehr cool. Die prall gefüllte Agenda bestimmte nicht mehr unser Leben. Viel Zeit verbrachten wir in der Natur.» erzähle ich weiter.

«Das stimmt Mensch, aber stell dir mal vor, das Wetter hätte nicht so mitgemacht, wie es war. Da hatten wir wirklich sehr sehr viel Glück. Nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn es drei Monate lang mehr oder weniger durchgeregnet hätte. Deine Spezies hätte wohl eine grössere Depressions-Phase durchlebt.» fällt mir der Hund ins Wort.

«Ach da hat mein Vierbeiner recht. Stell dir vor, drei Monate Regenwetter und von heute auf Morgen Home Schooling. Da wäre nicht die Auslastung der Spitalbetten das Problem gewesen, sondern diejenige der Psychiatrien.» ruft der Hund mir mit einem breiten Schmunzeln zu, während er ein weiteres Kirschstängeli in den Schlund wirft. «Da hast du recht Vierbeiner. Glücklicherweise haben die Massnahmen des Bundesrates auch gegriffen und die schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Das Gesundheitswesen kam nicht so an den Anschlag. Natürlich, einige Branchen traf es sehr hart. Da hoffe ich, der Bund hilft hier auch so schnell und unbürokratisch wie versprochen. Machen wir also das Beste daraus und geniessen die neue Normalität und versuchen auch in Zukunft unser Leben etwas ruhiger anzugehen. Denn eines hat der Lockdown uns aufgezeigt. Wir können auch durchs Leben gehen, auch ohne das Gaspedal ständig durchgedrückt zu haben.» füge ich an.

«Wie wahr, Mensch. Da hättet ihr euch schon viel früher ein Beispiel an uns Hunden nehmen können. Wir ruhen uns einen schönen Teil des Tages aus, wenn es los geht, strecken wir uns zuerst mal tüchtig und dann sind wir aber so was von bereit.» triumphiert der Hund auf.

«Das stimmt, mein lieber Vierbeiner. Ihr habt noch einen weiteren Vorteil.» sage ich zum Hund. «Das wäre?» fällt mir der Hund fragend ins Wort. «Um die steigenden Fallzahlen sofort wieder einzudämmen herrscht ja seit einigen Tagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln die Maskenpflicht.» beginne ich zu erzählen, als der Hund mir erneut ins Wort fällt. «Du hast nun nicht in allem Ernst das Gefühl, meine Spezies müsste ebenfalls eine Maske tragen?»

«Och, warum auch nicht, würde doch sicher witzig aussehen und es hätte zumindest bei dir einen Vorteil.» fahre ich fort. «Ach ja und welchen?» zischt es aus Hundes schnauze. «Die Maske würde deine freche Schnauze etwas eindämmen, denn man soll ja mit der Maske nicht zu viel sprechen, damit der Schutz auch gewährleistet ist.» sage ich mit einem breiten Schmunzeln.  

«Der Hund schweigt und straft mich mit einem bösen Blick. «Wie auch immer Vierbeiner. Geniessen wir nun mal unsere Sommerpause und sind gespannt, was das zweite Halbjahr alles zu bieten hat.» sage ich und stehe dabei mit der Leine bereit. Der Hund watschelt, nach seinem obligaten Strecken, gemütlich in meine Richtung und murmelt:

«Auf eine erholsame, ruhige und stressfreie  Sommerzeit, AMEN.»

One Comment on “| HALBJAHRESABSCHLUSS |”

  1. Ich wünsche Dir eine schöne Sommer-Ferienzeit. Liebe Grüsse an die ganze Familie.

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