Bier brauen oder Kirsch brennen?

„Das war ein rund um gelungener Tag!“ rufe ich erfreut in Richtung des Hundes während ich noch die letzten Bierbrauer-Utensilien schön säuberlich weg räume.

„Naja, Ansichtssache!“ frotzelt der Hund zurück. „Ich würde eher sagen, ein rundum stinkender Tag. DAS wäre treffender!“

Ich halte inne und schaue in die Richtung des Hundes. Mit angewiderter Miene und einer Wäscheklammer auf der Nase sitzt er vor der Türe.

„Du siehst ziemlich dämlich aus mit diesem Klüpperli auf deinem Riechorgan.“ Ich grinse und kann mich nur noch knapp davon abhalten laut herauszulachen.

„Soso, der Herr Hobby-Braumeister amüsiert sich mal wieder auf Kosten seines treuen Begleiters.“ Der Hund wirkt zerknirscht.

„Na hör mal, Hund! Ein ganzer Gärtank gefüllt mit frisch gebrautem Gerstensaft der in Kürze beginnt zu gären. DAS ist doch etwas Wunderbares.“ Während ich weitere Brauutensilien verräume, summe ich leise vor mich hin.

„Etwas wunderbar Stinkendes wolltest du wohl sagen! Du weisst ganz genau das ich Bier und dessen Geruch nicht ausstehen kann!“ Jetzt höre ich den beleidigten Unterton in der Stimme vom Hund. „Der unerträgliche Gestank ist bis oben in meiner Oase zu riechen und übertönt sogar den feinen, süss-fruchtigen Duft meiner heiss geliebten Kirschstängeli. Würdest du anstatt diesem Weizengebräu, feines Kirschwasser produzieren, würde sich die Höhe Deines Taschengeldes erheblich vermehren, da wir die Stängeli selber machen könnten!“ Der Hund setzt sich auf sein Hinterteil und schaut mich herausfordern an.

„Moment mal, mein lieber Freund! Hast du da gerade WIR gesagt?“ Ich schaue ihn ungläubig an.

„Ja klar, WIR! Als Dein Führhund muss ich ja schauen, dass du alles richtig machst und dir die richtigen Anweisungen geben.“ Mit wichtiger Miene richtet sich der Hund auf und streckt stolz seine Brust raus.

„Wenn ich mich recht erinnere, dann war mein treuer Vierbeiner bis vor fünf Minuten nicht wirklich da um mich anzuweisen, sondern lag in seiner Wellness-Oase und hat Kirschstängeli gefressen. Jetzt, kurz bevor ich mit all meinen Arbeiten zu Ende bin und alles abgewaschen und verräumt ist, lässt du dich nun blicken.“ Ich schaue kopfschüttelnd zum Hund.

„Naja, die Tatsache das ich jetzt vorbeischaue ist in meinem Falle eher als lästige Pflicht-Protokoll-Übung zu deklarieren! Denn es dürfte dir bewusst sein. Mein angeborenes Helfersyndrom zwingt mich in regelmässigen Abständen oder bei Verdacht auf Hilflosigkeit nach dem Rechten zu sehen!“ Der Hund macht diese Erklärungen mit ernstem Gesichtsausdruck.

„Angeborenes Helfersyndrom? Naja, davon habe ich nichts mitbekommen, während ich die Aufräum- und Reinigungsarbeiten alleine bewältigen musste. Und jetzt kommst du her und lässt deine schlechte Laune auch noch an mir aus.“ Kopfschüttelnd wende ich mich ab und schliesse den letzten Schrank. Fertig!

„Touché“, sagt der Hund, während er sich an ein blaues Fass lehnt. Er hält seine Nase in Richtung des Fassdeckels und plötzlich schnüffelt er ganz aufgeregt.

„Obwohl der hässliche Duft deines Getreide-Hopfen Zuckerwassers so penetrant ist, bilde ich mir ein, den Duft von herrlichen Kirschen in der Nase wahrnehmen zu können. Mein ganzes Riechsystem ist wohl aus der Bahn geraten!“ Der Hund jammert, verdreht die Augen und wirft sich auf den Boden. Er streckt alle vier Pfoten weit von sich weg.

„Hund, komm wir gehen an die frische Luft, damit Du wieder klar denken kannst. Das Fass mit den angestellten Kirschen kann ich auch morgen noch zur Seite räumen!“

Ich schnüre meine Schuhe und schnappe mir die Leine. Es kann losgehen.

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