| UNMUT |

«Mensch, du bist heute auf dem Weg zur Arbeit mal wieder extrem gut gelaunt! Ist ja kaum auszuhalten deine Fröhlichkeit!» sagt der Hund mit sarkastischem Unterton. Während wir gerade den letzten Fussgängerstreifen überqueren, pfeife ich zurück:  «Das hat auch seinen Grund!»  

«Zum Glück! Wäre ja noch schöner, wenn der Mensch hier ohne Grund rumstänkern würde!» murmelt der Hund leise vor sich hin. 

«Was hast du gesagt?» will ich vom Hund wissen. «Ach nichts, nichts!» ist die kurze Antwort des Hundes. «Was nichts! Ich will nun wissen, was du wieder über mich rumgemeckert hast!» pfeife ich den Hund an.  

«DU NERVST! Du bist so penetrant, dass ich mich entschieden habe, dir meine Aussage zu wiederholen! Denn Hund weiss ja wie Hund andernfalls unter dir zu leiden hat!» schwafelt Hund vor sich hin. «Ja, ja komm nun zur Sache Hund!» mische ich mich ungeduldig ein. «Ich sagte, es wäre ja noch schöner, wenn Mensch grundlos seine Sch….laune am Hund oder an einem seiner Artgenossen auslässt! Denn so wie ich es sehe regt sich Mensch mal wieder über etwas auf, dass sich kaum lohnt!» erklärt sich der Hund.  

«Was heisst hier sich kaum lohnt? Würde es sich nicht lohnen, würde ich mich ja wohl kaum ärgern!» zische ich den Hund an. «Naja, da bin ich mir bei dir nicht sicher! Es dürfte dir im Innersten sicherlich bewusst sein, dass du dich auch schon masslos aufgeregt hast, obwohl es sich gar nicht lohnte!» belehrt mich der Hund. «Ach was erzählst du da für einen Müll! Wenn man sich aufregt, dann lohnt es sich in diesem Moment! Andernfalls würde man sich ja nicht aufregen! Im Nachhinein ist es natürlich oft so, dass man sich emotional leiten liess und sich zu schnell echauffiert hat!» belehre ich den Hund.  

«Voilà, also wäre es doch besser, wenn Mensch in diesen Momenten die Contenance bewahren würde und kurz inne halten würde um abzuchecken, ob es sich wirklich lohnt sich dermassen aufzuregen und seine Laune an seinem Umfeld aus zu lassen!» belehrt nun der Hund mich .  

«Vielleicht wäre es aber auch gut, wenn das Umfeld, auf gewisse, sagen wir es mal so, nicht ganz optimale Gefühlslagen, nicht noch mit unnötigen Wortmeldungen und Gemurmel reagieren würde!» kneife ich den Hund an. «Typisch Mensch anstatt sich selber zu hinterfragen, soll sein Umfeld sich gefälligst an den Launen anpassen!» wirft der Hund augenrollend ein. «Nein nicht mein Umfeld, sondern der Hund!» schiebe ich schmunzelnd nach. «Ja ja, aber nun zurück zu deinem Unmut! Wollen wir mal zusammen analysieren, ob es sich in diesem ganz konkreten Fall wirklich gelohnt hat sich aufzuregen und die daraus entstandene Sch…..laune  an seinem treuen Begleiter aus zu lassen?» schwafelt der Hund auf mich ein, während er weiterhin zielstrebig dem Weg entlang führt. Schliesslich ergreift er wieder das Wort: «Also Mensch, was oder wer hat dir die Laune heute Morgen vermiest?» 

«In meinem konkreten Fall müsste die Frage nicht mit ODER gestellt werden, sondern mit UND!» gebe ich zur Antwort. «Hä!» ist die verwirrte Reaktion des Hundes. «Ja Vierbeiner, du hast mich gefragt was oder wer mich verärgert habe und ich sage dir, es ist eine Kombination!» kläre ich den Hund auf  

«Doppel Hä?» ist die Antwort des Hundes. «Ich erkläre es dir Hund! Lauscher auf, sonst muss ich es zweimal erklären, was bei mir erneut in einem Unmut enden könnte! WAS mich ärgert ist das verreiste Trottoir welches mich auf unserem Arbeitsweg bereits dreimal fast zum Stürzen brachte! WER hätte dies verhindern können? Genau der Winterdienst der Stadt! Also kurz und bündig, WAS – Eis auf dem Gehweg – WER – der Winterdienst!» kläre ich den Hund auf. 

Bevor der Hund antworten kann gerate ich erneut ins Rutschen und kann mit Glück einen Sturz verhindern, versetze dabei jedoch dem Hund mit dem linken Schuh einen klassischen Tritt in den Hintern. Dieser erschrickt und gerät ebenfalls aus dem Gleichgewicht. Wir geraten beide ins Rutschen. Nur mit Glück können wir uns fangen und auf den Füssen halten. Aus einer Mischung aus Verärgerung und Schrecken schaut mich der Hund an und will mich gerade anschnauzen als ich dem Vierbeiner zuvor komme.  

«Siehst du Hund, nun hast auch du eine Sch…laune, welche du gerade an mir auslassen wolltest! Ich muss meinen Vierbeiner an seine vorherige Aussage erinnern, wonach es sich nicht lohnt sich zu ärgern. Denn ICH kann nichts dafür, dass der Städtische Winterdienst es heute Morgen nicht für nötig hielt unseren Arbeitsweg mit Hilfe von Streusalz eisfrei zu machen! Aber du hast natürlich recht, im Nachhinein können wir es nicht ändern. Glücklicherweise ist uns ja auch nichts passiert! Dennoch sind wir uns nun aber wahrscheinlich einig, manchmal tut es einfach gut wenn man sich ärgern kann! Ich für meinen Teil verspreche Dir auf jeden Fall, dies dann jeweils nicht an dir auszulassen, zumindest wenn du nicht der Grund bist!»