«Also Mensch, dann wollen wir mal dem übel auf den Grund gehen!» sagt der Hund während er die letzten Krümel des Kirschstängeli gierig herunterschluckt. «Wäre es möglich, dass wir dem Übel einen Namen geben könnten?» frage ich den Hund, welcher sich mittlerweile die Psychologen Verkleidung angezogen hat. Dieser rückt sich, wie in solchen Situationen üblich, mit einer fast unerträglichen Wichtigkeit seine überdimensionale Brille auf seiner Fellnase zurecht und sagt dann mit monotoner, langsamer Stimme. «Wenn es ihnen hilft, können wir uns auf die Suche nach einem Namen für das Übel machen!»
«Schön, ich hätte da einen Vorschlagt!» falle ich dem Hund ins Wort. «Schön – schön, dann lassen sie mal hören» entgegnet der Hund unaufgeregt. «Hund!» sage ich knapp. «Ach herrje, glauben sie noch immer mit Hunden sprechen zu können?» ruft der Hund entsetzt dazwischen. «Ach wissen sie, glauben ist hier das falsche Wort! Den glauben heisst ja bekanntlich nicht wissen! In meinem Fall weiss ich aber, dass ich dich verstehe!» kläre ich den Hund mit einem breiten Schmunzeln auf.
Der Hund rollt mit den Augen und sagt. «Unter Wissen – lieber Patient – versteht man einen verfügbaren Bestand an Fakten, Theorien und Regeln welche sich durch den grösstmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen, so dass von ihrer Wahrheit ausgegangen wird!» beginnt der Hund zu erläutern.
Etwas überfordert blicke ich zum Hund. Dieser ist aber offensichtlich mit seinen schon beinahe Wissenschaftlichen Erläuterungen noch nicht am Ende und fügt deshalb nahtlos an. «Daher kann als Wissen deklarierte Sachverhaltsbeschreibungen, wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein!»
«Ach herrje, möchte ja wissen wer hier einen Knall hat!» flüstere ich leise vor mich hin. «Wie meint der Patient?» hakt der Hund nach. «Nichts, nichts! Aber kommen wir doch zurück zum ursprünglichen Thema unseres Gespräches!» lenke ich ab. «Okey – was war der Grund ihres Besuches?» will der Hund wissen. «Mein Hund und sein leidiges “ja gleich“!» entgegne ich. «Ach so! Darf ich erfahren, was sie daran denn so stört?» will der Hund wissen. «Was mich daran stört? Kann Hund nicht einfach mal auf die erste Aufforderung des Menschen etwas erledigen! Ohne immer noch ein „ja gleich“ anzuhängen!» pfeife ich ihn an.
«Aber, aber Mensch, wenn es für den Befehlsempfänger zu diesem Zeitpunkt gerade ungelegen kommt muss Mensch ja nicht gerade überbeissen! Zumal „ja gleich“ gemäss Wort Bedeutung gleich zu setzen ist mit „ja zeitnah“! Und wenn man sich dies nun in Ruhe zu Gemüte führt, hat Hund sich eigentlich korrekt verhalten!» entgegnet der Hund unaufgeregt. «Wenn wir dann schon dabei sind mit dem Wort Bedeutung! Eigentlich wird damit auch “in Frage stellen” beschrieben! Was so viel heisst wie, ich stelle hiermit in Frage, ob mein Vierbeiner es gut finden würde, wenn ich auf seine Aufforderung jeweils auch mit einem „ja gleich“ antworten würde!
Der Hund antwortet nicht und starrt mich nachdenklich an! Nach einer Weile sagt er zu mir. «Können wir die Sitzung kurz unterbrechen, ich sollte mal für grosse Hunde!» «Ja gleich, aber gibt mir doch noch kurz eine Antwort!» sage ich zum Hund. «Jaja, aber lass uns mal schon losziehen!» knirscht mich der Hund an. «Ja gleich Hund!» entgegne ich. «Nein nicht gleich Mensch sonst wirst du zur Erkenntnis gelangen, dass zeitnah nicht in jedem Fall ausreicht! Und dies weiss ich mit Sicherheit!» fährt mir der Hund ins Wort.
«Da jede Erkenntnis auf Sinnesdaten basiert, die bereits durch den eingeschränkten biologischen Wahrnehmungsapparat gefiltert und unbewusst interpretiert werden, kann es kein absolut sicheres Wissen geben!« erwidere ich. «Jaja Herr Google! Es reicht jetzt Mensch du hast gewonnen! Ab sofort werde ich die Floskel „ja gleich“ versuchen zu vermeiden! Hoffe aber Mensch wird milde mit sein, sollte ich es trotzdem einmal verwenden!» zischt der Hund mich an. «Geht doch Vierbeiner!» triumphiere ich. «Jaja Mensch, komm jetzt in die Gänge, sonst könnte es für dich noch viel Arbeit geben!»