«Komm Hund, wir müssen los!» rufe ich dem Hund zu während ich mir die Schuhe schnüre. «Du darfst gerne alleine los ziehen. Ich ziehe heute wieder einmal einen meiner spärlichen Freitage ein.» entgegnet mir der Hund und hebt dabei nicht mal seinen Kopf. «Freie Tage gibt es in deinem Job keine mein lieber Freund. Also komm jetzt wir müssen los.» rufe ich dem Hund etwas energischer zurück. «Du solltest wieder einmal das klein gedruckte unseres Vertrags lesen. Da steht der Hund, also ich, kann an Montagen infolge Erholung zu Hause bleiben.» entgegnet der Hund. «Ha, zwei Fehler in deinem Satz. Wir haben keinen Vertrag, da du bei mir ungefragt eingezogen bist, und zweitens ist heute nicht Montag.» rufe ich triumphierend zurück.
«Ach Mensch, Ich erklär es dir gerne zum wiederholten Male. Der Einzug von mir war aus rein sicherheitstechnischen Gründen absolut notwendig und konnte infolge der Gefährlichkeit nicht mit einem Vertrag besiegelt werden. Bevor du nun aber wieder dazwischen quatscht, nach einer Dauer von 12 Monaten spricht unsereins dann von Gewohnheitsrecht. Wenn ich mich nicht irre, was eigentlich so gut wie nie vorkommt, dauert meine Sklaverei in diesem Hause schon über drei Jahre. Gefühlt sind es deren 21 Jahre.» stöhnt der Hund aus der Oase.
«Ach nein, mal wieder diese Laier von wegen 1 Menschen Jahr sind drei Hunde Jahre.» winke ich ab. «Tja, da kann sich Mensch in Bezug auf die Arbeitsjahre eine Scheibe abschneiden. Mein Einsatz im Dienste des Menschen dauert, natürlich je nach gesundheitlichem Zustand, in etwa acht Jahre. Multipliziert der Mensch dies nun mit sieben auf, kommen wir nach Adam Riese… …Trommelwirbel… …genau Mensch auf 56 Jahre.» schwadroniert der Hund in seiner Oase vor sich hin.
Bevor ich etwas sagen kann meldet sich der Hund schon wieder zu Wort. «Ist dir da was aufgefallen, unsereins arbeitet um einiges länger als der Mensch. Aber kommen wir nun zurück auf das Gewohnheitsrecht und somit auf unsren Vertrag. Denn gemäss Definition, du liebst es ja so, wenn ich rezitiere, heisst es unter Gewohnheitsrecht: «schriftlich nicht festgelegtes Recht, das durch fortwährende Praktizierung und längere Tradition verbindlich ist.» Bevor du nun deine Lucke wieder schliessen kannst und Luft holen solltest um nicht zu ersticken, lass dir noch sagen, wir erfüllen wohl bei unserer Gemeinschaft alle Bedienungen um von Gewohnheitsrecht sprechen zu können. Langer Worte kurzer Sinn: Viel Spass, ich habe frei und bleibe in meiner Oase liegen.» beendet der Hund endlich seinen Monolog.
«Pha, dachte schon der Wortschwall aus Hundes Schnauze wolle nie mehr enden. Ehrlich gesagt habe ich irgendwo in deiner Rede abgehängt…» sage ich in die Richtung des Hundes als dieser mir in ins Wort fällt. «Ich kann es für dich gerne nochmals wiederholen.» «Ach nein nein ,Vierbeiner, nicht nötig. Komm nun einfach her und wir ziehen los. Das hilft mir mehr.» fahre nun ich meinerseits dem Hund ins Wort.
«Er will es nicht kapieren. Also hör zu Mensch es folgt nun die Kurzfassung. Hund frei + Lieblings Tapes reinziehen + Verzehr Kirschstängeli = Hund chillt heute.» schleudert mir der Hund seinen Einwand wie eine Rechnungsaufgabe samt Resultat an den Kopf. «Kein Problem Vierbeiner. Falls du es vergessen haben solltest, wir sind in den Bergen und ich habe frei. Eigentlich wollte ich mit dir zuerst durch die herrlich verschneite Landschaft ziehen. Dies liebst du ja für gewöhnlich. Danach war geplant als Belohnung den Vorrat an Kirschstängeli Schachteln auf zu füllen. Aber bitte, wenn der Hund lieber seine Lieblings-Tapes rein ziehen will, dann schnappe ich mir nun die Skier und gehe etwas auf die Bretter.» rufe ich dem Hund in seine Oase zu. «Halt Mensch, stehen geblieben. Heisst das, wir gehen dann noch einen Kaffee-Schümli-Pflümli trinken?» ruft der Hund mir zu während er hastig in meine Richtung hetzt. «Nein Vierbeiner, WIR nicht. Ich gehe selbstverständlich nach dem Skifahren noch einen feinen Kaffee-Schümli-Pflümli geniessen. Geniesse du nur deinen freien Tag und lasse es dir bei herrlichen Klängen ab deinen Lieblings-Tapes und Kirschstängeli gut gehen.» sage ich zum Hund und will gerade los als dieser ruft. «Ich komme doch mit.» «Nein Hund ich verstehe es, du arbeitest wirklich hart und um einiges länger als ich. Dies ist mir in unserer Diskussion bewusst geworden. Daher habe ich nun Verständnis, dass du lieber zu Hause bleiben willst.» entgegne ich und muss schmunzeln. «Du kannst dein ober mieses Lachen gleich wieder abstellen. Ich weiss genau warum du Uhrplötzlich solch ein grosses Verständnis für mich aufbringst.» zischt der Hund mich an. «Ach ja. Warum denn?» sage ich unwissend und muss fast los prusten. «Wehe du erzählst dies jemandem.» droht mir der Hund.
«Da ich nicht weiss was mein treuer Vierbeiner meint, kann ich ja auch niemandem davon erzählen.» spiele ich weiter den unwissenden. «Du schuft, dein triumphierendes, fieses Lachen zeigt mir, du hast schon lange bemerkt, dass der Vorrat meiner Kirschstängeli aufgebraucht ist.» schnaubt mich der Hund an. «Ach Hund, hoffen wir mal, dass uns niemand zugehört hat, denn du hättest es dann selber verraten.» gebe ich flüsternd zur Antwort. «Warum flüstert der Mensch so?» flüstert der Hund nun ebenfalls zurück. Keine Ahnung, weil es Spass macht, zu sehen wie mein Vierbeiner dann auch gleich beginnt zu flüstern.» sage ich und schnappe die Leine.
«Ach, der Mensch ist ja noch witziger wenn er frei hat als sonst schon. Nicht aus zu denken wie du drauf bist, wenn du Pensioniert bist. Wenn du noch etwas übst reicht es sicherlich für einen Kurzauftritt bei LEIDER NEIN.» zischt der Hund mich an. «Ach ich weiss nun auch warum du viel länger arbeiten musst als ich. Da haben wir mal einige Tage frei und könnten die frische Bergluft geniessen. Doch mein treuer Vierbeiner stänkert lieber herum. Da bin ich wirklich froh, wenn du noch eine ganze Weile im Dienst bleibst.» flapse ich zurück und rolle dabei mit den Augen.«Pha, im Gegensatz zu dir, und dies bete ich nun auch nicht zum ersten Mal herunter, ist selbst ein solcher Ausflug harte Arbeit. Denn ohne meine Hilfe würdest du ja nicht mal den Skikeller finden.» zischt der Hund mich weiter an. «Dann bleib du mal ruhig zu Hause ich zeige dir gleich einmal wie gut ich ohne dich zurechtkomme. Ich meinerseits bin ja dann mal gespannt, wie du heute noch zu deinen Kirschstängeli kommst.» sage ich und will gerade die Türe schliessen als der Hund dazwischen steht. «Das ich mich von dir auch jedes Mal aufs Kreuz legen lasse, nervt schon genug. Aber den Kaffe-Schümli-Pflümli zu verpassen und dann auch noch keine Kirschstängeli zu haben, ist einfach noch nerviger und zwingt mich dazu nach zu geben.»