„Hey Hund, kann es sein, dass dir die neue Hunde Dame aus dem Quartier gefällt?“ Ich rufe dem Hund diese Worte schmunzelnd hinterher, während er sich nach unserem ausgedehnten Spaziergang in Richtung seiner Oase aufmacht. „Welche Dame?“, antwortet dieser gekonnt unwissend.
„Na komm Hund. Hast du wirklich das Gefühl, ich hätte nicht gesehen, wie erfreut oder besser gesagt wie nervös du geworden bist, als wir die neue Nachbarshündin mit ihrem Frauchen getroffen haben. Du konntest ja kaum ruhig stehen, hast permanent auf sie ein geplappert und bis wie ein irrer um sie herumgetänzelt!“ mit einem breiten Grinsen im Gesicht drehe ich mich zu meinem vierbeinigen Begleiter.
„Naja lieber Mensch, GESEHEN ist in deinem Falle ja nicht wirklich das richtige Wort“, während er dass sagt, wirft er sich ein weiteres Kirschstängeli aus der mittlerweile schon fast leeren Schachtel in den Mund. Wenn der Hund seinen Konsum nicht langsam einschränkt, dann wird es eng mit unserem Haushaltsbudget.
Noch während mir dieser Gedanke durch den Kopf schiesst, reagiere ich auf seine freche Bemerkung. „Hey Hund – nicht ablenken mein Guter. Hast du etwa Mühe dazu zu stehen, dass diese zauberhafte Hündin deine Frühlingsgefühle weckt?“
„Mein lieber Mensch. Gefühle sind nun aber auch nicht gerade deine Stärke! Du kennst ja nur das eine Gefühl – das HUNGERgefühl.“ Höre ich da einen ironischen Unterton beim Hund? Ruhig erwidere ich: „Naja, das stimmt wohl. Aber auch dieses Gefühl ist bei mir jeweils nach 13 Uhr spätestens wieder weg. Sobald ich nämlich mein Sandwich gegessen habe, während wir unseren Mittagsspaziergang über die Felder machen.“
Jetzt setzt der Hund einen französischen Akzent auf „et voilà – wie wir Franzoosön ünter üns sagön!“ Das kann ich auch: „Mon scheer amii, aat es bei ünen göprikölt als sie die Ündin geseöhn aaben?“
Jetzt ist der Hund bereits leicht genervt. „Nein – ich habe mich einfach mit der Hundedame super gut unterhalten. Darf ich dich daran erinnern, dass ich in meiner Ausbildung gelernt habe, mein angeborenes Helfersyndrom zu nutzen? Meine Aufgabe ist es, dem Menschen mit seiner Seheinschränkung tatkräftig zur Seite zu stehen! Die Sozialkompetenz ist eines meiner Steckenpferde und zwingt mich schon beinahe, mit allen freundlich und zuvorkommend umzugehen!“ Jetzt plustert sich der Hund auf, dreht sich einmal um die eigene Achse und macht es sich dann mit einer majestätischen Bewegung auf seinem Kissen in der Oase gemütlich. Das Kinn hält er dabei immer noch stolz in die Luft gereckt. Ein lustiges Bild gibt er ab, mein schwerverliebter Hund. „Ich muss sagen, das klingt fast nach auswendig gelerntem Ausbildungsleitsatz! Ich habe mal eine Frage, lieber Hund. Kann es sein, dass der Hund Mühe hat eine Bindung einzugehen?“ ich lasse nicht locker.
„Waassss? Du unterstellst mir bindungsscheu zu sein?“ Der Hund schiesst wie von einer Hummel gestochen von seiner Oase auf.
Wieder muss ich ein Lachen unterdrücken. „Hm – wie es scheint, habe ich einen wunden Punkt bei dir getroffen.“
„Das einzige was gleich wund sein wird, lieber Mensch, ist dein kleiner Zeh. Wenn du nämlich weiterhin während dem Vorwärtsgehen nach hinten schaust!“ ruft mir der Hund zu.
Ich merke, wie er sich blitzschnell zwischen mich und den Staubsauger schiebt. „DANKE Hund! Du bist wirklich ein treuer Freund. Komm, zu Belohnung streichen wir zusammen noch ein wenig durchs Quartier.“