«Die Ferienzeit ist offensichtlich vorbei!» sagt der Hund während wir früh morgens uns auf dem Arbeitsweg befinden. «Ach wirklich, und welcher Umstand lässt den Hund das Wort «offensichtlich» in die Schnauze nehmen?» will ich vom Hund wissen. «Die Intensität des Individual-Verkehrs hat seit dieser Woche wieder markant zugenommen. Dies führt auch bei deinem Begleiter für ein erhöhtes Konzentrationsaufkommen!» ist die geschwollene Antwort des Hundes.
«Ach herrje, lässt der Mensch seinen Vierbeiner einmal zwei Wochen alleine verreissen, meint dieser er müsse nun hochgestochene Konversationen führen. Hast du eine zweiwöchige Schnellbleiche für geschwollene Kommunikation absolviert?» mache ich mich über meinen Begleiter lustig. «Neid der Besitzlosen!» zischt der Hund mir entgegen. «Ach weisst du Hund, mir wurde in der Sommerpause wieder einmal bewusst, dass wir uns viel zu fest auf Besitztümer fokussieren und der Neid auf jeden und alles schon fast ein beängstigest Ausmass annimmt!» sage ich mit leiser Stimme.
Bevor der Hund etwas sagen kann füge ich an. «Da habt ihr uns definitiv etwas vor. Ihr seid mit wenig zufrieden und wenn der Mensch euch flattiert ist die Welt bereits in Ordnung!»
«Mir brauchst du dies nicht zu erzählen.» fällt der Hund mir wichtig ins Wort. «Naja, auch du könntest wieder einmal über die Bücher!» fordere ich den Hund auf. «Ähh wie darf ich dies nun verstehen??» ist die erstaunte Reaktion des Hundes. «Ach, ich sage nur Kirschstängeli und MEIN iPad!» sage ich bewusst betont.
«Immer die gleiche Laier des Menschen! Darauf gehe ich gar nicht ein.» stöhnt der Hund vor sich hin. «Ach hört, hört. Die menschlichen Züge des Hundes sind ihm unangenehm.» entgegne ich schmunzelnd. Der Hund geht nicht darauf ein und erhöht dafür das Tempo.
«Netter Versuch Hund, aber ich habe mich in der Sommerpause auch etwas sportlich betätigt. Somit habe ich also kein Problem dein Tempo mitgehen zu können.» triumphiere ich und erhöhe meinerseits das Tempo. So laufen wir nun wortlos und bemüht gegenüber dem anderen keine Schwäche zu zeigen Richtung Arbeitsort. Beim Fussgängerstreifen treffen wir auf eine kleine Gruppe Kinder mit ihren Eltern, welche auf dem Weg zum ersten Schultag sind.
«Der erste Schultag. Wohl das Highlight eines jedes Kindes und auch deren Eltern. Ein erster Schritt des Loslassens.» nehme ich das Gespräch wieder auf. «Da hat der Mensch recht. Zugleich beginnt aber ab heute auch der Leistungsdruck für diese Kinder. Denn nun werden sie mit anderen verglichen und bewertet. Bis anhin waren es vor allem die Erwachsenen welche immer meinten mit Ihrem Nachwuchs bluffen zu müssen. Meine Tochter kann schon laufen. Mein Sohn braucht keine Windeln mehr. Mein Sohn kann schon Fahrradfahren. Ab heute hört man aber diese Kinder dann sagen, ich habe eine 6 in Mathe und du?» sagt der Hund mit nachdenklicher Stimme.
«Leider ist dies so. Ein guter Freund hat mir mal erzählt, an einem Elternabend seiner Tochter sei auf einem Tisch ein grosser bunter Blumenstrauss gestanden. Die Lehrerin habe dann gesagt, sie vergleiche die Klasse gerne mit diesem bunten Blumenstrauss. Genau wie dieser Stauss welcher aus unterschiedlichen Blumen in verschiedensten Farben und Grössen zusammengestellt ist, genau so sei auch ihre Klasse, welche sie übernehmen dürfe.
Diesen Vergleich fand ich sehr schön. Denn der Strauss hatte grosse, mächtige, aber auch kleine, dezente Blumen. Sehr farbige und eher gräuliche. Einige wirkten so mächtig, dass sie die kleineren dominieren. Aber alles in allem war es ein herrlicher, farbiger Wiesen-Blumen-Strauss.» sage ich zum Hund.
«Wirklich ein sehr schöner Vergleich. Bevor ich aber darauf eingehe habe ich noch eine Frage. Kenne ich deinen guten Freund per Zufall auch sehr gut?» will der Hund mit einem Unterton von mir wissen. «Als mein treuer Begleiter hast du ihn natürlich auch schon getroffen.» erwidere ich.
«Eine etwas schwammige Antwort des Menschen. Aber kommen wir nun auf den Blumenstrauss zurück. Es bleibt zu hoffen, dass die Lehrerin DEINES Freundes in den kommenden drei Jahren nicht vergisst, dass wie bei ihrem Strauss jedes Kind ein einmaliges Individuum ist und bleibt.» gibt der Hund mit bestimmter Stimme zur Antwort.
«Genau Vierbeiner. Denn wie in der Pflanzenwelt gibt es auch bei uns Menschen kleine, grosse, dicke, dünne, in der Entwicklung schnelle und langsamere. Aber im Endeffekt macht dieser Unterschied genau wie bei einem frischen, farbigen Sommer-Wiesen-Blumenstrauss ein stimmiges Miteinander.» füge ich an.
«Also mein lieber Mensch. Es ist bei uns eigentlich Dasselbe. Ein stimmiges Bild gibst du auf der Strasse auch nur ab, wenn ich dich begleite.» sagt der Hund und führt mich sicher zum Hauseingang unseres Arbeitsortes.
One Comment on “| FERIENENDE |”
Lieber Patrick, danke für diese wunderbare Geschichte.
Aber noch etwas anderes: an der Beerdigung von Rösli Hunziker habe ich einen Mitarbeiter von Marcel getroffen und einen Gruss mitgegeben mit der Bemerkung Marcel sei seinen ehemaligen Mitarbeitern der Gemeinde Hittnau eine Einladung schuldig seit etwa 3- 4 Jahren. Nützt wahrscheinlich nichts, Marcel ist als Gemeindeschreiber immer unterwegs.
Liebe Grüsse
Margrit