«Kann es sein, dass der Mensch die Orientierung verloren hat?» fragt der Hund leicht genervt. «ICH? Die Orientierung verloren?» gebe ich selbstsicher zur Antwort. «Ja du, oder kannst du ausser uns zwei sonst noch jemand wahrnehmen?» stichelt der Hund mich an. «Natürlich habe ich die Orientierung nicht verloren. Diesen Weg kenne ich wie meine Hosentasche!» entgegne ich dem Hund nun selbst leicht genervt.
«Das glaube ich mittlerweile gerne, denn nach zwei Mal an der selben Kreuzung falsch abbiegen, sollte sogar dem Menschen dieser Weg bekannt vorkommen!» macht sich der Hund kopfschüttelnd lustig. «Das war natürlich volle Absicht. Ich weiss ja schliesslich, wie gerne du durch Wälder und über die Wiesen läufst!» entgegne ich dem Hund.
«Ach mein lieber Mensch! Darf ich dich daran erinnern, dass die Orientierung nicht wirklich zu deinen Stärken gehört?» antwortet der Hund mit gespieltem Mitleid in seiner Stimme. «Zügle deine Zunge, Vierbeiner! Es mag stimmen, dass es Dinge gibt, welche mir mehr liegen, aber diesen Weg bin ich schon mehrfach abgelaufen und kenne daher jeden Stein!» entgegne ich dem Hund.
«Ach ja, wie heisst dann der Stein zu deinem linken Fuss?» sagt der Hund während er sich vor lauter Lachen kaum halten kann. «Ha, ha, ha, hast du heute vergessen deine rote Clown Nase zu montieren?» zische ich den Hund an.
«Nana, mal nicht ablenken, mein lieber Mensch! Du darfst gerne dazu stehen, dass die Orientierung nicht gerade dein Steckenpferd ist!» versucht der Hund mich zu beruhigen. Ich atme tief durch und schaue zum Hund herunter. Noch bevor ich etwas sagen kann, meldet sich der Hund erneut zu Wort. «Ganz ruhig mein lieber Mensch, du hast grosses Glück, dass du mich hast! Denn ich bin ja sozusagen dein Navigationssystem!»
«Ach ja? Aber eines mit vielen Funklöchern!» platzt es aus mir heraus. «Oh nein, mein lieber Mensch. Da bin ich heilfroh, kann ich auf eine hervorragende Nase und ein ausgezeichnetes Hundehirn zählen und muss nicht auf das neumodische Zeug zurückgreifen!» sagt der Hund mit ernster Miene.
«Naja, deine Nase und dein Superhirn sind einfach nicht immer auf das Wesentliche programmiert! Du weisst sicher was ich meine!» entgegne ich dem Hund. «Dies ist ja wohl Ansichtssache mein Guter! Zumindest finde ich jeweils was mein Herz begehrt! Wenn der Herr nun seinerseits weiss was ICH meine!» kontert der Hund mit seinem breitesten Lächeln. Nach einer kurzen Pause meint der Hund. «Darf ich dich daran erinnern, dass die Systeme die Eingaben eigentlich sehr präzise umsetzen. Es ist ja wohl kaum die Schuld des Hilfestellers, wenn der Nutzer in seiner gewohnten Hektik den falschen Zielort auswählt!» regt sich der Hund auf.
«Schon gut, ich kann mich im besten Willen nicht daran erinnern, bei dir den Zielort wählen zu können?» sage ich zum Hund. «Wir sprechen ja auch nicht von mir, denn wenn es dir nicht entgangen ist, habe ich – anders als meine computerisierten Pendants – eingegriffen, als ich bemerkt habe, dass der gute Herr den falschen Weg einschlägt!» entgegnet der Hund ziemlich stolz.
«Da bin ich dir dankbar, ansonsten würden wir immer noch wie ein lahmes Pferd unsere Runden drehen und uns wundern, wieso wir nie am Zielort ankommen!» Lachend streiche ich dem Hund über den Kopf bevor wir unsere Runde fortsetzen.