| ENDLICHKEIT |

«Mensch, ich weiss, dein Blutdruck wird sich in Kürze erhöhen, aber ich muss mit dir nochmals den Beitrag Elternabend thematisieren.» ruft der Hund mir zu als ich am verrichten des Küchendienstes bin. «Ich kann mir ja denken warum.» murmle ich vor mich hin. «Was hat der Mensch gesagt, will der Hund wissen und schmeisst sich erneut ein Kirschstängeli in den Rachen. «Aber gerne habe ich gesagt.» entgegne ich. «Lügner! Ich darf den Menschen daran erinnern, dass deine Spezies, und dies ist wissenschaftlich belegt, 20’000 Herz Höhrleistung hat, während unsereins eine Leistung zwischen 50’000 bis 100’000 Herz vorzuweisen hat.» plustert sich der Hund in seiner alt bekannten Art mal wieder auf.

«Das war nun etwas kompliziertes Blabla. Kann mir der Vierbeiner in wenigen, einfachen Worten mitteilen, was er mir damit sagen wollte?» rufe ich dem Hund in seine Oase zu und muss dabei lachen. «Und welche Rolle spielt der Mensch gerade wieder? Den Unwissenden?» zischt es mir aus der Oase um die Ohren.

«Entschuldigung Hund, ich Dummerchen kann den salbungsvollen Worten meines hochdotierten Blindenführ-Hochschul-Diplom Abgängers leider nicht wirklich folgen.» rufe ich entschuldigend in die Richtung des Hundes Oase. «Papperlapapp Mensch, es ist in deinem Falle nicht das Problem vom KÖNNEN, sondern vom WOLLEN.» zischt der Hund mich erneut an. «Wenn es der Vierbeiner sagt, wird es wohl stimmen.» sage ich und zucke mit den Schultern.

«Der Mensch bringt mich mal wieder in Rage. Ich glaube – nein ich weiss, du könnest meinen Ausführungen ohne Probleme folgen, du willst einfach nicht. Anstatt dessen stellst du dich dumm. Lass dir mal eines sagen mein lieber Mensch. Ich habe vor meinem Einzug natürlich einige Informationen über dich eingeholt. Ich weiss also alles über dich.» schliesst der Hund seinen kleinen Monolog mit einer Drohung.

«Oha, Big Brother is watching me.» sage ich grinsend zum Hund.

«Naja, von Bruder zu sprechen, ist in unserem Falle nun etwas speziell, aber ja, ich muss auf dich schauen.» entgegnet der Hund und muss nun auch lachen.

«Also Big Dog, was wolltest du mit mir nochmals thematisieren?» will ich vom Hund wissen. «Big Dog, besser als Hot Dog! Wobei bei meinem Aussehen kann durchaus das Adjektiv heiss verwendet werden.» blufft der Hund vor mir herum. «Pha, stinkt das hier auf einmal…» rufe ich laut heraus und verlasse umgehend die Küche und lasse den verdutzten Hund einfach stehen.

«Äh was wie warum! Ich kann nichts riechen, Mensch bleib stehen ich spreche mit dir.» ruft der Hund verdattert mir zu und hastet mir ins Wohnzimmer nach. «Hund hast du diese Überheblichkeit in der Küche wirklich nicht riechen können?» sage ich zum Hund und versuche dabei ernst zu bleiben. «Mein lieber Mensch, es dürfte selbst dir noch bewusst sein, dass du vorhin meinen Ausführungen betreffend der überragenden Hörleistung von uns Hunden nicht folgen konntest, äh wolltest und nun willst du in allem Ernst die Diskussion über das ebenso Famose Riechorgan des Hundes schwadronieren?» versucht der Hund mich auf zu ziehen.

«Hund, komm nun endlich auf das eigentliche Thema zu sprechen, dass du mit mir besprechen wolltest.» versuche ich abzulenken. «Dank dir und deinem sau dummen dazwischen Gequatsche habe ich glatt vergessen, was ich mit dir nochmals thematisieren wollte.» regt sich der Hund auf. «Ach mein armer, armer Diplomabgänger. Ich glaube zu wissen, dass du mit mir über wortlos und ohne zu murren sprechen wolltest.» versuche ich dem Hund auf die Sprünge zu helfen.

«Nein Mensch, das war zwar auch nicht nett, zumal ein Hund und ein Mensch sich gar nicht unterhalten können, aber mir ging es eigentlich darum, dass ich mir über deinen Beitrag Gedanken gemacht habe.» scheint der Hund den Faden wieder gefunden zu haben.

«Zu welcher Erkenntnis ist der Hund gekommen?» will ich vom Hund wissen. «Ich will mal vorausschicken, dass du und ich wirklich nur selten gleicher Meinung sind, aber in diesem Falle bin ich ausnahmsweise mal ganz bei dir. Ich habe noch EINE Sichtweise, welche du nicht einfliessen lassen hast, ich aber sicher bin, dass du mir hier bei pflichtest.» erklärt sich der Hund.

«Da bin ich aber gespannt Vierbeiner.» gebe ich gespannt zur Antwort. «Es ist korrekt, ihr strebt euer ganzes Leben nach Wissen Macht und Ruhm, aber vergesst dabei, auch euer Leben ist endlich. Mir sind die Worte eines Bestatters, welcher mit einer Angehörigen der Toten darüber sprach, noch immer in den Ohren. Er meinte, egal ob die Person arm oder reich, blitzgescheit oder unwissend, am Ende Ihres Aufenthaltes auf unserer Erde liegen sie alle mit genau gleich viel bei ihm der Leichenhalle.» sagt der Hund und wirkt dabei nachdenklich.

«Nach einer kurzen Pause sage ich zum Hund. «Stimmt Vierbeiner, alles was wir uns während unseres Aufenthaltes auf Erden an Materiellem angeschafft haben, lassen wir zurück, damit sich die Hinterbliebenen darum streiten können. ergänze ich. «Und wieder kommt dabei eure Überheblichkeit zum Vorschein. Denn in den aller meisten Fällen streitet ihr euch um Dinge, welche ihr nur erben könnt, weil ihr mit dem Erwerber, oder eben dem Verstorbenen in irgendeiner Art verwandt oder testamentarisch erwähnt wurdet.» fügt der Hund an.

«Ein guter Einwand Vierbeiner. Da kann ich leider nichts dagegen sagen. Im Gegenteil, ich finde es schlimm wie der Mensch dazu neigt mit seinem Wissen, Macht und Ruhm gegenüber anderen Menschen überheblich zu sein. Wir haben leider noch nicht begriffen, dass nicht erst in dem Ableben alle Menschen genau gleich viel wert sind. Es ist mir bewusst, auch ich war einer der Privilegierten, als ich diese Erde betreten durfte. Wir schätzen es aber viel zu wenig.»