„Dinggg!“ ertönt es auf meinen Smartphone. „Tsssss! Unglaublich, wie die Spezies Mensch ständig und überall erreichbar sein muss!“ ruft der Hund mir zu während ich bereits mein Mobilgerät geschnappt habe und nachschaue was angezeigt wird. „Und hat es sich gelohnt?“ fragt der Hund belustigt. „Das wüsstest du gerne!“ antworte ich trocken. „Naja, dann kann es nichts Schlaues gewesen sein!“ wendet sich der Hund gelangweilt ab.
„Aha, der Herr Hund spielt mal wieder Psychologe!“ entgegne ich dem Hund. „Phaaa, da muss man nun wirklich kein Psychologe sein um dies mit Gewissheit sagen zu können!“ winkt der Hund ab.
Meine Neugier ist geweckt „Ach ja, und was macht den Hund da so sicher?“
„Ganz einfach: wäre es etwas Wichtiges gewesen, hättest du umgehend auf deinem Gerät rumgetippt und ich hätte gehört was du zurückschreibst. H, H, a, a, l, l, o, o!“ imitiert der Hund mit abwechselnder tiefer und hoher Stimme die synthetisch klingende Dame meines iPhones.
„Aha, der Hund ist ja ein ganz gefitzter Detektiv!“ stichle ich zurück. „Du bist nur neidisch, dass DIR niemand schreibt!“ rufe ich dem Hund hinterher, während dieser auf seiner Oase wieder einmal eine frische Packung Kirschstängeli öffnet und sich mit Genuss Stängeli für Stängeli zu Gemüte führt. „Ohhhhh nein mein lieber Mensch!“ verneint der Hund noch kauend. „DAS wäre mir definitiv zu anstrengend. Denn wenn ich euch Menschen beobachte, frage ich mich jeweils, wie viel Zeit von eurem Leben ihr mit diesem neumödischen Blödsinn verbratet!“ doppelt der Hund nach. „Was heisst hier verbratet?“ frage ich nach.
„Na hör mal, eine Mail oder SMS, oder WhatsApp, oder was auch immer kommt rein, Mensch liest, Mensch schreibt, Mensch wartet. Dinnggggg, Mensch liest, Mensch schreibt, Mensch wartet. Dinnggg, Mensch liest, Mensch schreibt, Mensch wartet. Und wenn er nicht gestorben ist…!“ äfft der Hund mich nach. „In ganz vielen Fällen wäre es schlauer, wenn der Mensch anstatt zu schreiben einfach anrufen würde. In wenigen Sekunden wären alle relevanten Dinge geklärt. Aber nein, ihr schreibt lieber ob es wohl in Ordnung gehen würde, wenn man sich um 20 Uhr zu einem Drink treffen könnte, worauf der andere schreibt, ohhh ja gerne, würde aber auch 20.15 Uhr gehen, worauf der andere sich wieder meldet, na klar, kann auch 20.30 Uhr sein. Was dann das Gegenüber dazu veranlasst, nachzufragen, ob es in diesem ganz speziellen Falle auch egal wäre, wenn er zuerst noch ins Fitness gehen würde und daher erst um 21 Uhr in der Bar eintreffen würde! Und so weiter und so weiter.“ resigniert zuckt der Hund mit den Schultern. „Also dann komm jetzt, geh mit mir spazieren! Aber lass dein Handy liegen, sonst schreibt dir noch jemand ob ich mein Geschäft schon gemacht habe, und du musst dann zurückschreiben, weiss nicht, habe es nicht gesehen, aber ich frag mal nach!“ Ich höre das Grinsen in der Stimme vom Hund, packe die Leine und los geht’s.