| Der zugeflogene Seelenklempner |

„Kann es sein, dass mein Vierbeiner schmollt?“ wende ich mich an meinen treuen Begleiter. Nach einigen Sekunden und keiner hörbaren Reaktion wende ich mich nochmal an den Hund. „Ich darf den Vierbeiner daran erinnern, dass mir die nonverbale Kommunikation zwar durchaus bekannt ist, aber nur bedingt geeignet ist um sich mit mir zu unterhalten!“ Ich versuche die Reaktion des Hundes mit meinem sehr bescheidenen Gesichtsfeld zu erfassen. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher das seine Gesichtszüge gerade komplett am Entgleisen sind.

Ich nehme noch einen Anlauf: „Jetzt hör endlich auf, die Augen zu verdrehen und die Schnauzmuskulatur zu lockern. Ich weiss, dass in rund 20 Schritten eine Sitzbank kommt. Auf diese werde ich mich nun setzen und solange verharren, bis du sturer Vierbeiner wieder mit mir sprichst!“ Als ich mich auf der Sitzbank niedergelassen habe, tut es mir der Hund gleich und sucht sich seinen Platz. Allerdings mit dem grössten Abstand zu mir, den die Leine überhaupt erlaubt.

Ein kleines Vögelchen landet knapp einen Meter vor uns ein und beginnt zielstrebig, die herumliegenden Brotkrümel aufzupicken. „Mein liebes Vögelchen, würdest Du diesem miesgelaunten Stinkstiefel neben mir sagen, dass ich sein Verhalten ziemlich dämlich finde?“ wende ich mich an den Vogel.

Endlich meldet sich auch der Hund zu Wort. Mit gepresster Stimme wendet er sich an das Vögelchen: „Der Vogel kann dem Tierflüsterer gerne ausrichten, dass der Mensch sich mal nicht so aufzuspielen brauche!“ Man hört den deutlichen Ärger in seiner Stimme.

„Da kannst du es gleich selber hören lieber Vogel. Der Vierbeiner ist schon seit zwei Tagen so übel gelaunt. Anstatt sich aber mit mir über den Grund seiner Übellaune zu unterhalten, ignoriert er mich seit Tagen!“ kläre ich den mittlerweile etwas verdutzt dreiblickenden Vogel auf.

Jetzt beginnt der Hund ohne Punkt und Komma auf den Vogel einzuplappern: „Hör zu Vogel, ich muss dir ja nicht erklären, dass wir Beide aus dem Reich der wilden Tiere stammen! Dir ist es gelungen, die Freiheit zu erhalten, mir hingegen ist es vorbehalten diesen Feierabend-Komiker durch den Tag zu führen. Das diese Aufgabe keine Leichte ist kannst du dir sicher nur allzu gut vorstellen – oder?“

Ich mische mich direkt ein und falle dem Hund ins Wort. „Ach hört! Der Hund pflegt nicht nur mit mir einen schroffen Umgang. Sogar im tierischen Umgang kennt dieses Wildtier keinen höflichen Umgang! Nicht schon wieder diese Platte von wegen wie hart dein Leben an meiner Seite sein soll.“

„Ach, mein lieber Vogel, hörst du wie der Mensch meine Dienste nicht zu schätzen weiss? Und dann wundert er sich, wenn ich keine Lust auf eine Kommunikation mit ihm habe.“ man kann immer noch deutlich die Empörung in der Stimme vom Hund hören.

Das Vögelchen scheint unser Zwist nicht im Geringsten zu interessieren. Es pickt weiter unbeirrt nach den Krumen. Zwischendurch hebt es den Kopf und schaut, ohne ein Wort zu sagen, zwischen mit und dem Hund hin und her.
Plötzlich wendet sich der Hund nochmal an den Vogel: „Hey Vögelchen! Möchtest du als unser Seelenklempner auch mal was Nützliches beitragen? Hast du einen Ratschlag für uns? Möchtest du uns einen Tipp mit auf den Weg geben?“

Der Vogel schreckt auf, macht einige Hüpfer nach hinten und schaut verwirrt um sich. Schliesslich dreht er sich von uns ab und fliegt mit gleichmässigem Flügelschlag davon.
Erstaunt blicke ich zu meinem Hund und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Auch der Hund schmunzelt. Schliesslich holt er tief Luft, stupst mich mit seiner feuchten Nase an der Hand an und sagt: „Ach mein lieber Mensch! Diese Therapiestunde war nun wirklich verlorene Zeit. Eigentlich bin ich mit dir ja ganz zufrieden. Lass uns jetzt nach Hause gehen. Wir können eins meiner Lieblings-Mixtapes hören und zusammen ein paar Kirschstängeli essen. So lässt sich unser Zwist am besten abhaken!“ Ich brumme zustimmend, erhebe mich und wir machen uns auf den Heimweg. Mit meinem Lieblings-Vierbeiner an meiner Seite ist das Leben einfach herrlich.

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