| RÄUMUNG |

Guten Morgen Hund. Aufstehen! Wir müssen in Kürze los. Rufe ich dem Hund zu. «Mensch, was weckst du mich mitten in der Nacht.» höre ich den Hund ganz verschlafen ab seiner Oase murmeln. «Pha, von wegen mitten in der Nacht. Es ist bereits fast hell und wir sollten wirklich in Kürze los.» rufe ich dem Hund zu als ich mich vom Küchentisch erhebe. «Hast du die ganze Nacht die Tastatur gequält?» will der Hund wissen. «Nein natürlich nicht mein Vierbeiner. Glücklicherweise bist du gestern Abend bald eingeschlafen und ich konnte endlich in Ruhe die Geschichte niederschreiben.» entgegne ich. «Das habe ich wohl überhört. Erzähl nun lieber über was du philosophiert hast?» stürmt der Hund.

«Weisst du Vierbeiner, es ist mir wieder einmal bewusst worden, wie klein wir Menschen eigentlich sind.» beginne ich zu erzählen als der Hund mir ins Wort fällt. «Ach wie schön, der Mensch sieht es doch auch noch ein, dass der Vierbeiner seinem Menschen überlegen ist.» «Oje Vierbeiner, vielleicht nicht gerade in deinem Falle, aber grundsätzlich denke ich schon, dass beispielsweise auch eure Spezies ganz oft viel mehr durchblickt was wirklich wichtig ist und auch viel bescheidener und zufriedener ist, als wir.» entgegne ich dem Hund.

«Was ist denn passiert, dass mein Mensch wieder einmal so nachdenklich ist?» will der Hund von mir wissen. «Ich hatte ein längeres Gespräch mit einem guten Freund.» gebe ich dem Hund zur Antwort. «Ein guter Freund. Alles klar.» entgegnet der Hund leise. «Ja dieser Freund musste vor  wenigen Tagen eine Wohnung räumen.» sage ich zum Hund. «Warum ist er umgezogen?» will der Hund wissen. «Nein, er hat die Wohnung seiner Oma geräumt» entgegne ich. «Ou nein, ist sie verstorben?» unterbricht mich der Hund. «Nein, aber Sie lebt nun im Pflegeheim.»  sage ich leise. Beide schweigen und nach einer kurzen Pause sage ich zum Hund. «Komm Hund wir müssen los. Wir können auf dem Arbeitsweg weiter philosophieren.» «Wir können gerne weiter philosophieren, ich muss zuvor nur noch kurz für grosse Hunde. Denn mit voller Blase kann ich mich immer so schlecht konzentrieren.» ruft mir der Hund zu während er eilig in Richtung Wald davonhetzt.

«So nun ist es viel besser Mensch. Wir können nun in aller Ruhe den Arbeitsweg unter die Pfoten nehmen und weiter philosophieren.» fordert der Hund mich auf während er artig neben mir steht um das Führgeschirr angelegt zu bekommen. «Weisst du Hund, als ich darüber nachdachte, was mein Freund mir erzählt hat, wurde ich sehr nachdenklich.» teile ich dem Hund meine Gedanken mit. «Inwiefern?» unterbricht mich der Hund. «Du musst eine Wohnung auflösen, obwohl die Person, welche darin lebte, noch unter uns ist. Zwar in einem Zustand, der grausam anzuschauen ist, aber sie ist noch unter uns. Du wirfst also Dinge weg, welche dieser Person gehören und du eigentlich nicht genau weisst was dieser ihr bedeutet. Fragen kannst du nicht, weil sie gar nicht weiss was du gerade machst, und du ihr nicht weh tun willst. Natürlich, es würde nicht mehr gehen, allein in dieser Wohnung. Der Betreuungsaufwand muss Tag und Nacht sicher gestellt sein.» teile ich dem Hund meine Gedanken mit.

«Ich verstehe, aber es tönt ja ganz danach als wäre dies eine sehr vernünftige Lösung, welche dein Freund hier umsetzt.» entgegnet der Hund leise und mit ernster Stimme. «Nüchtern betrachtet sicher. Aber emotional spielt es sich im Kopf oft etwas anders ab. Da liegt jemand offensichtlich am Ende seines Erdenlebens  im Bett, alles was sie noch hat, sind die Kleider, welche sie trägt plus einige wenige Gegenstände, welche in einer Schachtel Platz haben. Das ist alles was sie am Ende eines durchaus langen und wohl erfüllten Lebens noch hat. Dies zeigt uns, wir können nichts mitnehmen.» beende ich meinen erneuten kleinen Monolog.

«Das stimmt Mensch. Ein Bestatter hat es einmal ähnlich auf den Punkt gebracht. Wenn sie auf dem Totenbett liegen sind alle wieder gleich. Egal ob arm oder reich, dünn oder dick, gross oder klein, dumm oder intelligent.» ergänzt der Hund. «Das hat was. Wir verabschieden uns von dieser Welt ähnlich wie wir sie betreten haben.» sage ich zum Hund. «Wie meinst du dies?» will der Hund wissen. «Wir haben in beiden Fällen nichts was wir besitzen, nur beim Verlassen dieser Erde, hat man anders als beim Betreten, einige Fetzen Stoff am Leibe.» sage ich zum Hund. «Genau Mensch. In diesem Zusammenhang haben wir doch viele Gemeinsamkeiten. Wir betreten und verlassen diese Welt auch mit nichts, aber wenigstens müssen wir dank unseres Felles nach dem Schlüpfen nicht so an den Allerwertesten frieren wie ihr.» entgegnet der Hund mit einem breiten Schmunzeln. «Hat was mein treuer Freund. So nun sind wir angekommen. Danke für die wie immer grossartige Führarbeit und das gemeinsame Philosophieren.»

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