| ÄRGERNIS |

«Also Mensch, nun sind wir auf sogenanntem neutralem Boden. Lass uns nun dem Grund deines Ärgers auf den Grund gehen.» sagt der Hund zu mir nach dem wir eben in den Wald bei uns im Quartier eingebogen sind. «Vierbeiner du gibst wohl nie auf.» knirsche ich den Hund an. «Genau Mensch, wie dir bekannt sein sollte, ist meine Ausbildung dahin gehend ausgelegt, dem Menschen zur Seite zu stehen und hierzu gehört auch dafür zu sorgen, dass der Mensch sich wohl fühlt.» leiert der Hund einer seiner Führhundeleitsätze hinunter. «Papperlapapp Vierbeiner, du bist einfach extrem neugierig.» fahre ich dem Hund ins Wort.

«Welch bösartige Unterstellung. Nein, um ganz ehrlich zu sein, interessiert es mich überhaupt nicht, aber die sehr bescheidene Laune des Herrn neben mir ist einfach unerträglich, was sich unter Umständen über kurz oder lang auf die Stimmung des Hundes negativ auswirken könnte.» schwadroniert der Hund vor sich hin. «Ach du meine Güte Vierbeiner. Bevor du noch länger diesen unsäglichen Quatsch von dir gibst, welcher im Übrigen sich auch nicht gerade positiv auf meine Stimmung auswirkt, können wir an dessen Stelle gerne uns darüber unterhalten, was mich etwas klein wenig verärgert.» sage ich zum Hund mit einem leicht genervten Unterton.

«Schön, hat es der Mensch doch noch eingesehen, dass …» triumphiert der Hund als ich im ins Wort falle… «…der Hund eine Nervensäge ist und so lange quengelt, bis der Mensch nachgibt.» Der Hund lächelt nur siegessicher und sagt dann zu mir. «Gut Mensch, geht doch. Was ist der Grund deines Ärgernisses?» «Och Vierbeiner, mich ärgert immer wieder etwas, das geht wohl manchen Menschen so, aber um dies alles zu besprechen bräuchten wir mindestens einen halben Tag.» beginne ich zu erzählen.

«Tja Mensch, entschuldige bitte, wenn ich dir dazwischen fahre, aber so viel Zeit haben wir nicht. Wir werden in rund einer halben Stunde zur Hausarbeit erwartet.» unterbricht mich der Hund. «Mein treuer Vierbeiner, hast du mir eben zugehört?» sage ich zum Hund und bleibe stehen. «Ja natürlich Mensch. Du hast so viel Ärger, dass wir einen halben Tag benötigen würden, um alles zu besprechen.» zischt der Hund mich an.

«Nein Hund, das habe ich nicht so gesagt. Ich habe gesagt, ich hätte immer wieder etwas was mich verärgern würde, dies würde mindestens einen halben Tag in Anspruch nehmen. Aber im Moment hätte ich nur etwas Kleines was mich ärgert…» rufe ich dem Hund energisch zu als dieser mir erneut ins Wort fällt. «Ruhig Blut Mensch. Daneben möchte ich dich höflich darauf hinweisen, dass wir weiter gehen sollten, sonst wird es eng, um unseren Haushalt bis zum Eintreffen des Besuches auf Vordermann zu bringen.» wirft der Hund ein.

«Der Hund hört mir einfach nicht zu, das hat er mit seiner Aussage gerade bewiesen.» murmle ich kopfschüttelnd vor mich hin. «Aber, aber Mensch, wie dir sicherlich bekannt sein dürfte, ist dein Begleiter ein super ausgebildeter, hochtalentierter und nicht zu unterschätzender Begleithund. Somit ist es mir, im Gegensatz zu meinem menschlichen Anhängsel, möglich sowohl auf das Zeitmanagement zu achten wie aber auch dem Wortlaut des Menschen folgen zu können – Multitasking nennt sich das.» plustert sich der Hund auf.

«Ach du meine Güte. Auch die Einbildung ist eine Bildung.» prustet es aus mir heraus. «Tja Mensch, ich habe immerhin eine Bildung.» zischt es aus Hundes Schnauze. Ich rolle nur mit den Augen und wir gehen eine Weile Wortlos neben einander her. «Also Hund, bevor wir nun wieder zu Hause ankommen, werde ich dir nun noch verraten. Was mich in den letzten Tagen verärgert hat.» unterbreche ich die herrliche Stille. «Ach wie schön, dann kann ich doch noch darauf hoffen, dass die kommenden Tage in unserem Hause entspannter verlaufen werden.» höre ich den Hund erleichtert sagen.

«Komm Hund, so schlimm wie du nun tust war es dann auch wieder nicht.» entgegne ich. «Würde ich an deiner Stelle nun auch sagen.» erwidert der Hund. «Wie bitte?» frage ich nach. «Nichts, nichts Mensch, erzähl du nun mal schön was dich bedrückt.» höre ich den Hund hastig sagen. «Ach weisst du Hund. Eigentlich ärgere ich mich über mich selbst.» beginne ich zu erläutern. «Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.» höre ich den Hund murmeln. Ich schaue kurz mit bösem Blick in Hundes Richtung und fahre dann unbeeindruckt fort.

«Wie oft ärgere ich mich über Dinge welche nüchtern betrachtet eigentlich nichts als Peanuts sind. Denn es sind doch in Tat und Wahrheit eigentlich nur Problemchen die zu lösen sind. Doch wir neigen dazu aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.» beende ich meinen kleinen Monolog. «Was hat der Mensch nun daraus für Lehren gezogen?» will der Hund in seiner alt bekannten Schulmeisterart wissen. «Sich bewusst sein, dass man vieles selbst ändern oder verändern kann und sich bei seinem Begleiter für die mürrische Art zu entschuldigen, was ich hiermit in aller Form machen möchte.»

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