«Was beschäftigt den Menschen?» ruft mir der Hund zu. «Entschuldigung Hund, was hast du eben gesagt?» entgegne ich etwas abwesend, nach einer Weile. «Du sitzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit mehr oder weniger regungslos auf der Terrasse und blickst mit ernster Miene Löcher in die herrliche Weitsicht!» erklärt mir der Hund seine Beobachtung. «Ich geniesse das schöne Wetter, die herrliche Weitsicht und bis eben die himmlische Ruhe!» versuche ich den Hund abzuwimmeln. «Lügner!» fährt mir der Hund ins Wort. «Wie bitte?» platzt es nun aus mir heraus.
«Erde an Mensch? Hörst du mir eigentlich zu, oder bist du zurzeit gerade auf einem anderen Planeten?» schnauzt mich der Hund an. «Jaja, ich hör dir zu!» stammle ich vor mich hin. «Bestimmt nicht! Du bist dermassen abwesend, dass du behauptest, die Weitsicht zu geniessen obwohl das Sehen nun wirklich nicht zu deinen grössten Stärken zählt!» pfeift mich der Hund an. «Dein Gelaber stört die himmlische Ruhe!» zische ich zurück. «Ach ja, und woher will der Mensch wissen wie ruhig es im Himmel ist?» provoziert der Hund weiter. «Ach Hund du nervst mich wohl so lange, bis ich dir Red und Antwort stehe!» sage ich zum Hund während ich ihm nun direkt in die Augen schaue.
«Jep, der Mensch hat mal wieder richtig kombiniert!» gibt der Hund mit einem breiten Schmunzeln zur Antwort. «Du hast recht, war gerade in Gedanken versunken! Während ich die Ruhe und die Aussicht genoss, wurde mir wieder einmal bewusst, wie viel die Natur und die Tierwelt der Menschheit voraushaben! Der Mensch hetzt das ganze Jahr von Termin zu Termin, strebt ständig nach noch mehr Macht, Geld und Anerkennung. Meint, immer und überall erreichbar zu sein, um auch ja nichts zu verpassen. Die Menschheit könnte sich bei der Natur eine Scheibe abschneiden. Werden die Tage im Frühling wieder länger, beginnt die Natur zu arbeiten. Im Sommer ist dann alles bereit um danach, wenn die Tage wieder kürzer werden, Kräfte zu tanken, damit es im Frühling wieder los gehen kann. Wir wundern uns dann lieber, wenn die Kräfte uns verlassen und die Erschöpfung uns übermannt!» sage ich nachdenklich zum Hund, während ich in die Ferne blicke. Ohne die Antwort vom Hund abzuwarten führe ich meinen Monolog weiter.
«Wir sind dermassen Gefangen in unserem eigenen Gier- und Machtgehabe, dass wir sogar schon auf unsere Kinder Druck ausüben. Ständig fordern wir Sie auf zu lernen, fordern sie auf alles wissen und können zu müssen! Wie oft müssen sie von uns Erwachsenen hören, sonst wird nichts aus dir! Ja, ich weiss, es ist heute leider so, aber wird Ihnen in unserem System nicht die Kindheit genommen? Haben Menschen die „anders“ sind in unserer Gesellschaft wirklichen keinen Platz?“
Nach einer kurzen Pause in welchem wir Beide nur in die Ferne blicken fahre ich fort. «Hund, eigentlich ist es schon tragisch, bei uns Menschen muss immer zu erst etwas passieren, damit wir einfach mal wider innehalten, uns etwas zurück nehmen und merken, dass wir nicht mal halb so gross sind wie wir glauben zu sein!»
Nun stösst der Hund mich mit seiner feuchten Nase am Arm an und sagt. «Ach mein lieber Mensch, welch wahre Worte! Es tut mir nun wirklich leid, wenn ich dich unterbrechen muss, aber der Hund sollte mittlerweile dringend sein Geschäft erledigen können! Wie dir aber sicherlich bekannt ist, streifen wir dabei über Wiesen und durch Wälder und können dabei in aller Ruhe und sehr ausgedehnt weiter über das Phänomen Mensch sinnieren! Denn, wie heisst es so schön, Selbsteinsicht ist der erste Schritt zur Besserung!»