«Einen wunderschönen guten Morgen mein treuer Vierbeiner!» sage ich zum Hund, während ich meine Siebensachen rüste um den morgendlichen Arbeitsweg in Angriff nehmen zu können.
«Was an diesem frühen Morgen gut sein soll, ist mir schleierhaft!» zischt mir der Hund mit zusammen gepresster Schnauze entgegen.
Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei…!» trällere ich bestens gelaunt vor mich hin. «Mensch! Der Barde Troubadix ist im Vergleich zu dir ein echtes Gesangsgenie!», Ich bin sicher, dass der Hund jetzt einen geqäulten Gesichtsausdruck aufgesetzt hat. Bevor ich jedoch kontern kann, schiebt der Hund die nächste Bemerkung nach. «Es dürfte dir sicherlich bewusst sein, was die Dorfgemeinschaft jeweils mit dem guten Troubadix anstellt, wenn dieser sein unaushaltbares Geträllere nicht beendet?»
«Ach mein treuer Vierbeiner, gewöhn dich daran, die Ferienzeit ist vorbei! Da nützen deine Drohungen und das Rumgezicke überhaupt nichts!» entgegne ich dem Hund.
«Ferienzeit? Also ICH für meinen Teil habe nichts von Urlaubszeit gemerkt. In meinen Job gibt es keine Ferien! Denn MEIN Auftraggeber ist auch in seiner Freizeit JEDERZEIT auf meine Dienste angewiesen!» zischt mich der Hund mal wieder an.
«Ach nein, bitte jetzt nicht schon wieder die Leier des armen 7×24 Stunden rundum Dienstleisters!» platz es aus mir heraus. «Du bist so ein Jammerlappen! Dabei bleibst du an so manchen Montagen in deiner Wohlfühloase liegen und hörst deine selbst aufgenommenen, grottenschlechten Musik-Mix-Tapes. Die Krönung war wohl, dass du mir in der Sommerferienzeit deine Abwesenheitsnachricht vorgespielt hast, jedes Mal, wenn ich mit dir einen kleinen Spaziergang machen wollte.
Entschuldige vielmals Hund, aber unter Rundumservice verstehe ICH etwas anderes!»
Der Hund schaut mit einem Grinsen zu mir hoch. „Aber meine Abwesenheitsmeldung ist cool, findest du nicht? Oder bist du so ein humorloses Exemplar eines Menschen wie ich denke?“ Voll Freude drückt der Hund erneut auf den Abspielknopf seines Recorders und ich höre – zum wohl bereits hundertsten Mal – die Message. Ich stelle fest, dass ich diese bereits auswendig mitsprechen kann.
„Herzlich willkommen beim Hund! Schön, dass du meine Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchtest. Während der Ferienzeit haben wir verkürzte Ansprechzeiten. Diese ist leider vor einer Minute abgelaufen. Du kannst es aber gerne Morgen wieder versuchen! Solltest du mir Kirschstängeli überbringen wollen, dann drücke die Taste „1“. Ich werde diese umgehend in Empfang nehmen!“
„Dein Ernst? Das soll extrem cool, kreativ und humorvoll sein?“ sage ich fragend in die Richtung des Hundes. „Mein lieber Möchtegern-Kabarettist! Gerne darf mich der Meister des Faches auf dem Arbeitsweg in die Geheimnisse der Humoristen einführen!» fordere ich den Hund auf, während ich mit der Leine und dem Führgeschirr bereit stehe.
«Ach Mensch, ich krieg ja wirklich fast alles hin, aber dies ist selbst für mich eine unlösbare Aufgabe! Trotzdem werde ich dich wohl oder übel begleiten. Nicht auszudenken, was sonst wieder alles passieren kann wenn ich nicht dabei bin!»
«Ausgezeichnet, dann haben wir genügend Zeit uns darüber zu unterhalten, was wir in den nächsten Ferien unternehmen wollen. Denn wie heisst es so schön, die Vorfreude ist die schönste Freude!» antworte ich, greife nach dem Bügel des Führgeschirrs und wir ziehen endlich los.